Russland

Gazprom – Nur die Bewertung lockt

Auf dem Chefsessel von Gazprom hat sich nichts verändert – allen hartnäckigen Gerüchten um eine vorzeitige Ablösung des nicht mehr unumstrittenen Konzernchefs Alexey Miller zum Trotz. Die Spekulationen hatten im Frühjahr gemeinsam mit der attraktiven Dividendenpolitik des russischen Energieriesen die Aktie (6,57 Euro; 903276; US3682872078) kräftig nach oben getrieben (s. PEM v. 20.6.).

Ölförderung
Ölförderung © CC0 Public Domaine

Seither läuft das Papier seitwärts, die Marke von 6,00 Euro erwies sich als stabile Unterstützung. Die Ende August vorgelegten Hj.-Zahlen hatten nicht das Zeug, eine weitere Kursrakete zu zünden. Zwar stieg der Umsatz um 2,4% auf 4,1 Billionen Rubel (rd. 57,4 Mrd. Euro) und der Nettogewinn konnte 32,4% auf 878,6 Mrd. Rubel zulegen. Doch der Vorstand machte gleichzeitig klar, dass er künftig eher Stagnation erwartet. Wir rechnen im laufenden Gj. mit Rückgängen bei Umsatz und Gewinn im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich, die sich 2020 fortsetzen könnten.

Dennoch lockt der Staatskonzern, der kürzlich ein Joint Venture mit Linde für Flüssiggas gründete, mit einer attraktiven Bewertung. Das 2020er-KGV von 9 ist auch im Branchenvergleich günstig, die Dividendenrendite von 3,7% sehr ordentlich. Das Management will die Ausschüttungsquote mittelfristig auf 50% des Gewinns erhöhen – 2018 waren es rd. 25%. Auch wenn hier weiter Luft nach oben ist, überwiegen für uns derzeit die operativen Risiken. Und das liegt nicht nur an den wenig überzeugenden Gewinnaussichten. Auch das politische Geschacher um die Pipeline Nord Stream 2 sorgt für Unruhe. Die Q3-Zahlen sollten Mitte November neue Erkenntnisse über die weitere Entwicklung bringen.

Zunächst stufen wir Gazprom aber auf Halten hab. Der Stopp bleibt bei 5,10 Euro.

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