Märkte

EM-Schub durch neue Carry-Trades?

Diese Schlagzeile hat uns zunächst schon etwas verwundert: „Citigroup: Der Carry Trade ist zurück – aber mit verändertem Vorzeichen.“ Laut „Bloomberg“ leihen sich Hedgefonds zuletzt US-Dollar anstatt Yen für Wetten auf Schwellenmärkte. Den „günstigen“ US-Dollar nutzen, um sich in Schwellenländern Hochzinsen mit geringem Risiko zu sichern?

BoJ-Hauptsitz in Tokio
BoJ-Hauptsitz in Tokio © CC0

Zunächst zum Befund. Bloomberg zitiert Kristjan Kasikov, globaler Leiter für quantitative Investor-Lösungen im Währungsbereich bei Citigroup mit der Aussage, dass divergierende Erwartungen an die Leitzinsen von Fed und Bank of Japan (BoJ; vgl. PEM v. 17.7.) dazu führen, dass Hedgefonds verstärkt auf einen fallenden Greenback setzen und die US-Währung nutzen, um Wetten auf Schwellenland-Währungen wie den brasilianischen Real und die türkische Lira abzuschließen.

Der laute Knall, den die BoJ mit ihrer Zinserhöhung Ende Juli an den Börsen auslöste (vgl. PEM v. 7.8.), lässt sich auch sehr schön am Kursverlauf des japanischen Yen zum Dollar ablesen. Nachlassende Hoffnungen auf drastische Zinssenkungen in den USA führten zunächst dazu, dass der Yen von Jahresbeginn bis zum 3. Juli um 15% auf den tiefsten Stand seit Januar 1987 fiel. Die als Zeitenwende empfundene Zinserhöhung der BoJ sowie die gleichzeitig schwachen US-Arbeitsmarktdaten ließen den Yen dann bei hohen Volumina bis zum 5. August um 11% aufwerten, was das Ende des „klassischen“ Carry-Trades einläutete.

Es gibt nur wenig Zweifel daran, dass die Leitzinsen in den USA demnächst mehr oder weniger schnell deutlich fallen werden. Das ist positiv für die – meist in US-Dollar verschuldeten – Schwellenmärkte. Ob die Positionierung von Hedgefonds bei Carry Trades aber einen nachhaltigen Schub auslösen werden, ist zumindest fraglich. Dafür handelt diese Gruppe viel zu kurzfristig mit komplexen Strategien, die schnell „gedreht“ werden können. Der fundamentale Auftrieb durch sinkende Leitzinsen und positive Wachstumsaussichten spricht hingegen für gezielte Investitionen in ausgewählte Aktien aus den Schwellenmärkten. kdb

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