Geldpolitik

Die Kehrseite der Zinswende

Im Zuge der Zinswende könnte der Bank of Japan (BoJ) ein Verlust drohen. Unter Zentralbanken ist das zwar eher selten, ein Novum stellen rote Zahlen aber nicht dar. So haben die EZB (1,3 Mrd. Euro) und die Fed (114,3 Mrd. US-Dollar) im Gj. 2023 historische Verluste eingefahren. Für die BoJ wäre es aber das erste Mal seit Verabschiedung des Bank of Japan Acts 1988, der entscheidende Freiheiten für die Geldpolitik brachte.

Hauptsitz der Bank of Japan in Tokio
Hauptsitz der Bank of Japan in Tokio © dog; PLATOW

Steigende Zinsen machen die bei der BoJ gehaltenen Einlagen der Geschäftsbanken deutlich teurer. Gleichzeitig muss sie Wertberichtigungen auf die von ihr gehaltenen Anleihen vornehmen. Sie gerät also von zwei Seiten unter Beschuss, wie ein Blick in die Bilanz zeigt.Denn die Bilanzsumme der japanischen Zentralbank beläuft sich auf rd. 750 Billionen Yen (4,7 Bio. Dollar). Das Gros (470 Bio. Yen) wird durch verzinsliche Einlagen privater Finanzinstitute zum im März angehobenen Zinssatz von 0,1% finanziert.

Sollte dieser auf 0,6% steigen, wäre lt. Nomura Research Institute der Profitabilitäts-Break-Even erreicht. Bei 1,0% müsste die BoJ jährlich 5 Bio. Yen Zinsen zahlen. Zum Vergleich: 2023 erzielte die BoJ einen Rekordgewinn von 2,29 Bio. Yen.

Die v.a. in der Ära Shinzo Abe massiv gekauften Anleihen würden bei höheren Zinsen ebenfalls zur Belastung – auch für die Regierung, die bislang Nutznießer der BoJ-Gewinne war. 2023 erhielt sie einen Rekordbetrag von 2,17 Bio. Yen (2% des Staatshaushalts). Sollte die Regierung Verluste ausgleichen müssen, fehlt dieses Geld bei wichtigen Infrastruktur- und Reformmaßnahmen, die dann ggf. nicht der Industrie oder sozialen Projekten zugutekommen.

Länger anhaltende Verluste einer Zentralbank stellen zwar eine Bedrohung ihrer Unabhängigkeit dar. Diese Gefahr ist bei der BoJ aber noch lange nicht in Sicht. Bereits im September versicherte BoJ-Chef Kazuo Ueda, dass im Falle roter Zahlen die BoJ ihre Aufgaben weiter erfüllen werde. Die Reduzierung der gehaltenen Anleihen dürfte indes zur Stabilisierung des Yen (38-Jahrestief) beitragen. Noch kauft die BoJ allerdings fleißig Anleihen im Wert von rund 6 Bio. Yen pro Jahr. dog

Abonnieren Anmelden
Zum PLATOW Brief