Chinas Zweifrontenkampf
Wer seit fünf Jahren investiert ist, akkumulierte einen Wertverlust von im Schnitt 2,6% pro Jahr. Gleich reihenweise strich daher der Indexanbieter MSCI jüngst die Zahl chinesischer Titel in seinen EM-Auswahlindizes zusammen (vgl. PEM v. 14.2.).
China kämpft an zwei Fronten. Die traditionelle Rolle, als verlängerte Werkbank der Industrieländer das eigene Wachstum durch die Produktion billiger Exportgüter zu stimulieren, gerät international zunehmend in die Kritik. „China ist zu groß, um sich durch Exporte ein schnelles Wachstum zu sichern“, sagte US-Finanzministerin Janet Yellen nach ihren Gesprächen mit dem stellvertretenden chinesischen Ministerpräsidenten He Lifeng in Guang-zhou in dieser Woche. Der Druck auf die Machthaber um Staatschef Xi Jinping wächst, das eigene Wachstum auf binnenwirtschaftliche Treiber auszurichten.
Die schwache Binnenkonjunktur in China lässt nämlich auch Zweifel an der Fähigkeit Chinas aufkommen, eine Deflationsspirale nach dem Vorbild Japans zu vermeiden (vgl. PEM v. 7.2.). Die Kerninflation ist seit 2017 stetig rückläufig. Zuletzt haben nur noch ausgewählte Dienstleistungssektoren wie Kultur, Freizeit und Tourismus die Preise hochgehalten.
Schlechte Nachrichten von der chinesischen Konjunktur könnten daher paradoxerweise demnächst gute Nachrichten für Anleger sein. Denn sie würden den Druck auf die Regierung in Peking erhöhen, kurzfristig mit Stimulierungsprogrammen die inländische Nachfrage zu erhöhen. Langfristig werden aber nur Strukturreformen helfen, die sich derzeit nicht abzeichnen. Wir sind daher in China nur sehr selektiv unterwegs: Von den gerade einmal 20 chinesischen Titeln, die wir 2024 bislang unter die Lupe genommen haben (in dieser Ausgabe: Anta Sports, Joyy und Tencent Music), schafften es nur acht auf unsere Liste der Kaufempfehlungen. kdb