Chemie – 2024 wird Schicksalsjahr
Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup blickte daher beim VCI-Presseabend am Donnerstag (14.3.) weiterhin sorgenvoll in die Zukunft. Nur vereinzelt seien „zarte Pflänzchen der Erholung“ zu erkennen. So habe sich die Auftragslage im Februar zwar v.a. im Ausland leicht verbessert, eine Trendwende sei aber noch nicht in Sicht. Der Verband rechnet erst ab der zweiten Jahreshälfte damit. Für 2024 avisiert der VCI einen um 3,5% (Vj.: -12,2%) niedrigeren Branchenumsatz bei stagnierender Produktion (Vj.: -7,9%).
Aktuell setzt der Chemie eine vielschichtige Gemengelage zu. Insbesondere im Zuge der aktuellen Hochzinsphase fällt es der Industrie schwer, den Investitionsstau der vergangenen Jahre aufzulösen. Das sieht man vor allem bei der Refinanzierung von KMU. Große Entrup zufolge setzen daher immer mehr Unternehmen auf Bestandspflege, statt wichtiger Investitionen. Aus diesem Grund raten wir insbesondere bei Small Caps zu einem verstärkten Blick auf die Finanzstärke der Unternehmen.
Ebenfalls auf die Margen drücken die hohen Energiepreise. Im Februar betrug der Industriestrompreis 19,1 Cent je Kilowattstunde. Im Vergleich zum Jahresmittel 2023 von 24,46 Cent ist das zwar schon ein Rückgang um über 20%. Doch der vom Bundeswirtschaftsministerium in Aussicht gestellte Preis von 6 Cent wird weiter verfehlt. Zum Vergleich: In den USA und China betrug 2023 der Industriestrompreis 8 Cent je Kilowattstunde und dürfte laut IGBCE perspektivisch bei 3 bis 4 Cent liegen. Konzerne lagern aus diesem Grund entweder die Produktion in die USA und Asien aus oder wandern ganz aus, um von Subventionspaketen wie dem Inflation Reduction Act zu profitieren.
Der am Donnerstag auf dem Börsenparkett ausgelöste Prognose-Schock von Lanxess ist für uns Grund genug, einen genaueren Blick auf die MDAX-Aktie und Schmierstoff-Peer Fuchs zu werfen (s. Rundblick). dog