Brasilien – Inflation drückt auf die Stimmung

Brasiliens monatliche Inflationsrate lag laut offizieller Statistik im Januar mit 0,16% (auf das Jahr hochgerechnet rund 2%) auf dem niedrigsten Stand seit 1994. Die Statistikbehörde wies allerdings darauf hin, dass die Hauptursache dafür ein Sonderrabatt auf Stromrechnungen war, von dem rund 78 Millionen Verbraucher profitierten.
Die Richtung gab indes die Zentralbank mit zwei Leitzinserhöhungen um jeweils 100 Basispunkte auf nunmehr 13,25% und der Ankündigung einer weiteren Anhebung vor. Die für die Währungshüter wohl relevantere Jahresinflationsrate lag im Januar mit 4,6% leicht über dem Toleranzbereich der Notenbank, die ihren Zielkorridor mit 1,5% bis 4,5% (also jeweils 1,5 Prozentpunkte über und unter dem Zielwert von 3%) festgelegt hat. Die Bank hat sich ausdrücklich zu diesem Ziel bekannt, was zusammen mit der zum Jahresende auf 5,2% angehobenen Inflationsprojektion weitere Zinserhöhungen rechtfertigt. Der Knackpunkt sind die deutlich über dem Ziel liegenden Inflationserwartungen, die angesichts der nicht wirklich eingedämmten Staatsdefizite nicht zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden dürfen. Die aggressive Geldpolitik ist also weniger akuten Problemen als vielmehr konsequenter Prävention geschuldet.
Trotz der Zinserhöhungen läuft die Konjunktur bisher gut, die Industrieproduktion lag 2024 um 3,1% über dem Vorjahr. Dies war das dritthöchste Jahreswachstum der letzten 15 Jahre, wobei steigende Einkommen die Binnennachfrage ankurbelten. Allerdings gab es in den letzten drei Monaten des Jahres jeweils leichte Rückgänge im Monatsvergleich. Dazu dürfte auch die Währungsschwäche beigetragen haben. Inzwischen hat sich der Real nach massiven Interventionen wieder erholt und scheint sich bei etwa 5,80 Real zum US-Dollar zu stabilisieren. Damit dürfte der Inflationsdruck von der Importseite und damit der Kostendruck auf die Unternehmen nachlassen. Auch die unberechenbare Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hat sicher zu den Turbulenzen am Devisenmarkt beigetragen.
Trotz dieser Belastungen sehen die Industrieunternehmen offenbar mehr Chancen als Risiken: Der Einkaufsmanagerindex stieg im Januar leicht auf 50,7 (Dezember 50,4) Punkte und bewegt sich damit weiter im Expansionsbereich. Die Unternehmen sehen sich zwar nicht in der besten aller möglichen Welten, aber unter dem Strich überwiegen die positiven Aspekte. Diese Haltung scheint auch bei den Investoren vorzuherrschen, der Index (BOVESPA) hat nach einem deutlichen Rückgang im vierten Quartal seit Jahresbeginn gut 7% zugelegt und scheint auch charttechnisch neue Chancen zu signalisieren.
Der brasilianische Markt sollte in den Portfolios der Anleger zumindest neutral gewichtet bleiben.