Der Konjunkturmotor gerät ins Stottern. Im dritten Quartal ist die Wirtschaft in China nur noch um 7,3% gewachsen. Seit dem ersten Quartal im Jahr 2009 hat Chinas Wirtschaft nicht mehr so langsam zugelegt. Damals hatte das BIP-Plus bei 6,6% gelegen. Um eine schnelle Abkühlung zu verhindern und das selbstgesteckte Ziel von 7,5% Wachstum doch noch zu erreichen, hat die People‘s Bank of China (PBOC) überraschend den Leitzins gesenkt, erstmals seit 2012. Die PBOC senkte den Ausleihungssatz um 0,4 Punkte auf 5,6%, den Einlagensatz um 0,25 auf 2,75%. Damit sollen die Finanzierungskosten für die Wirtschaft reduziert werden, so die PBOC. Laut Experten sind weitere geldpolitische Impulse der Zentralbank nur noch eine Frage der Zeit. Denn ein schwächeres Wachstum kann China nicht gebrauchen. Laut einer Studie der Rating-Agentur Standard & Poor’s sind die größten Firmen Chinas deutlich höher verschuldet als vor der Finanzkrise. Auch die chinesischen Banken bekommen die schleppende Konjunkturentwicklung zu spüren. Der Gewinn der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) kletterte im zweiten Quartal nur noch um 7% auf umgerechnet 9,2 Mrd. Euro – das ist der geringste Zuwachs seit fünf Jahren.Zugleich, so ICBC, habe sich die Zahl der faulen Kredite erhöht. Die Bank gab den stärksten Anstieg ausfallgefährdeter Darlehen seit zwei Jahren bekannt. Der entsprechende Anteil an der gesamten Kreditsumme stieg von 0,99 auf 1,06%. Viele Schuldner haben Probleme, ihre Kredite zu tilgen. Bei einem wirtschaftlichen Abschwung, so Experten, dürfte die Zahl weiter steigen. Aus diesem Grund gilt es unter Experten als umstritten, ob die Zinssenkung die Wirtschaft tatsächlich ankurbelt. Denn die Vorgaben der Notenbank dienen lediglich zur Orientierung. Im Grunde können chinesische Banken ihren eigenen Kreditzins selbst bestimmen. Und weil Darlehen durch die schwächere Konjunktur immer riskanter werden, werden die Großbanken ihre Zinsen bei neuen Krediten wohl nicht ändern. Aus diesem Grund schichten viele chinesische Sparer ihr Vermögen um, und zwar dorthin, wo es mehr zu holen gibt, also in private oder kleinere Banken, die sich durch höhere Einlagenzinsen einen Wettbewerbsvorteil erarbeiten.