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Australien – Der schwierige Partner China

Die australische Wirtschaft ist im Q3 mit plus 3,3% unerwartet stark gewachsen und konnte die pandemiebedingte Rezession mit einem Einbruch um 7% im Q2 hinter sich lassen. Zu den Wachstumstreibern gehörte der private Konsum.

China straft Australien wegen des Wunsches nach einer Untersuchung des Covid-Ausbruchs in Wuhan ab und schadet dabei sich selbst.
China straft Australien wegen des Wunsches nach einer Untersuchung des Covid-Ausbruchs in Wuhan ab und schadet dabei sich selbst. © Deutsche Rohstoff AG

Geholfen hat eine verringerte Sparquote der privaten Haushalte, die von 22,1% auf 18,9% des Einkommens zurückging. Dabei dürfte auch der positive Terms-of-Trade-Effekt behilflich gewesen sein: Das Austauschverhältnis zwischen den abgegebenen Exporten und den erworbenen Importen hat sich zugunsten der Australier verbessert und damit einen realen Zuwachs des Einkommens generiert.

Dieser positive Impuls wurde durch eine massive Ausweitung staatlicher Stimuli sowie Zinssenkungen der Notenbank unterstützt. Unterm Strich kam es zu einem Anstieg des Verbrauchs der Haushalte um 7,9% zum Vorquartal, den höchsten seit 60 Jahren. Australien profitiert vom Aufschwung Chinas, der ganz Asien mitzieht und sich im australischen Rohstoffgeschäft positiv bemerkbar macht.

Dieser Schub strahlte auch auf die australischen Finanzmärkte aus. Der „Aussie“ legte zum US-Dollar kräftig zu und die Aktienkurse erholten sich ebenfalls spürbar nach dem coronabedingten Einbruch Ende März mit einem Plus von über 50%. Der AUD legte im gleichen Zeitraum noch einmal um rd. 17% zu. Letzteres ist den Währungshütern ein Dorn im Auge. Diese monetäre Straffung vom Devisenmarkt konterkariert Bemühungen der Geldhüter, den Folgen der Corona-Krise durch eine expansive Politik zu begegnen – u. a. durch einen auf 0,1% gesenkten Leitzins und ein Anlaufprogramm für Anleihen. Notenbankchef Philip Lowe betonte zuletzt ausdrücklich, dass dieses Programm auch verlängert oder aufgestockt werden könnte, falls die Erholung abbrechen sollte.

Der schwelende Konflikt mit dem wichtigsten Handelspartner China könnte dies bewirken. Auslöser war die Forderung Australiens, die Ursprünge der Covid 19-Pandemie in Wuhan zu untersuchen. China hat seitdem eine Reihe von Strafzöllen und vorgeblichen Antidumping-Maßnahmen gegen australische Agrarprodukte eingeführt, so etwa auf australischen Wein. Auf Gerste wurde ein Zoll von 80,5% eingeführt, wogegen Australien bereits vor der WTO klagt. Zudem mehren sich trotz fehlender offizieller Bestätigung aus Peking die Anzeichen, dass China australische Kraftwerkskohle boykottiert. Damit begibt sich China allerdings in ein Minenfeld.

Zwar ließe sich die minderwertige Kraftwerkskohle zur Verstromung relativ leicht durch Importe aus Südafrika oder Russland ersetzen, doch die von Australien an die chinesischen Stahlkocher gelieferte Kokskohle dagegen nur schwer – ebenso das australische Eisenerz. Bereits eine günstigere Belieferung von Chinas regionaler Konkurrenz (u. a. Japan, Indien, Südkorea) durch Australien würde die Wettbewerbsposition der chinesischen Stahlkocher empfindlich schwächen, was – rationales Handeln vorausgesetzt – für eine Deeskalation spricht.

Solange dieser Konflikt überschaubar bleibt, ist Australien interessantes Anlageziel, da der sich abzeichnende globale Aufschwung hier schnell Tritt fasst.

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