Emerging Markets

Afrika – Subsahara weit unter ihren Möglichkeiten

Die von vielen Investoren und Analysten als „Frontier“-Region par excellence gesehenen Staaten Afrikas südlich der der Sahara („subsahara“) haben 2016 klar enttäuscht. Es wurden gerade mal 1,4% Wachstum erreicht, nachdem die sieben vorausgegangenen Jahre im Durchschnitt rund 4,9% und damit zusammen genommen einen Zuwachs des Einkommens um fast 40% gebracht hatten. Ein zentraler Faktor für Erfolg wie Misserfolg war die Bewegung der Rohstoffpreise, die namentlich für Ölexport-Länder wie Angola oder Nigeria zunächst großen Schub und dann einen tiefen Einbruch durch die scharfe Beschränkung der staatlichen Ausgaben gebracht hat. Das lässt sich nicht zuletzt am Wachstumsrückstand der Ölexporteure mit -1,4% im vergangenen Jahr gegenüber den 3,9% der Non-Öl-Staaten erkennen, die ohne das aus politischen Gründen kränkelnde Südafrika sogar 5,1% Zuwachs erzielten.

Die konkreten Konsequenzen des Einbruchs sind für die Region erheblich. Das Pro-Kopf-Einkommen schrumpfte 2016 um 1% und wird sich im laufenden und folgenden Jahr kaum erholen, denn vom BIP-Wachstum (2,6% bzw. 3,5%) kommen nach neuer Projektion des IWF pro Kopf gerechnet nur 0,2% und 1,1% an. Unterdessen zeigt gerade mit Südafrika die mit Abstand stärkste und modernste Volkswirtschaft auf dem Kontinent, dass auch politische Fehlsteuerungen einen bedeutenden Anteil an der Misere haben: Das BIP-Wachstum bleibt dem IWF zufolge auch 2017/18 mit 0,8% und 1,6% so schwach, dass Bürger ärmer werden. Die Pro-Kopf-Einkommen nehmen danach um 0,8% und 0,1% ab. Sollte das so eintreffen, hätte das Land dann vier aufeinander folgende Jahre mit fallenden Einkommen gesehen.

Der informelle, auf traditionalen Transaktionsmustern aufbauende Sektor spielt regional eine tragende Rolle. Abgesehen von Südafrika dürfte der Anteil am BIP nirgendwo unter 30% liegen. Dieser Sektor bietet einen gewissen Schutz gegen externe Schocks, weil er sich auf Selbstversorgung oder allenfalls räumlich eng begrenzte Kreisläufe beschränkt. Der Nachteil besteht allerdings in der geringen Produktivität. Mangelnder Zugang zu Finanzprodukten und dadurch beschränkte Investitionsmöglichkeiten sind das wichtigste Hindernis. Entsprechend bringen Umschichtungen bzw. die Integration von Unternehmen des informellen Sektors in den modernen Sektor bedeutende Wachstumsimpulse. Finanz- und Kommunikationsunternehmen bilden daher Schlüsselbranchen der Modernisierung neben den Anbietern von Investitionsgütern und sollten entsprechend in den Depots gewichtet sein. Demgegenüber sind die bislang favorisierten Anbieter von Konsumgütern angesichts der schwachen Entwicklung der Pro-Kopf-Einkommen eher kritisch zu sehen.

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