Märkte

Afrika – „Rechsstaat“ schlägt Öl und Gas

Afrika südlich der Sahara beherbergt neun der zwanzig am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften – doch ihr Erfolg bleibt oft im Schatten der schwachen Gesamtwirtschaft der Region.

von Martin Klingsporn,
Eine große Öl- und Gaspipeline inmitten einer Raffination
Eine große Öl- und Gaspipeline inmitten einer Raffination © AdobeStock

Diese Diskrepanz spiegelt ein zweigleisiges Wachstumsmuster wider, bei dem ein erheblicher Teil der Region unterdurchschnittlich abschneidet. Dies betrifft vor allem die stark rohstofforientierten Länder (ROL) und unter diesen wiederum die auffällig schwächeren Exporteure von Gas, Öl und Kohle. Der jüngste IWF-Ausblick prognostiziert für die Region insgesamt ein BIP-Wachstum von 3,6% bzw. 4,2% in den Jahren 2024/25 nach 3,6% im vergangenen Jahr. Für die Rohstoffexporteure insgesamt werden dagegen 2,8% bzw. 3,5% nach zuletzt 2,7% prognostiziert. Die Ölexporteure lagen 2023 mit einem Wachstum von 2,5% mehr als einen Prozentpunkt unter dem regionalen Durchschnitt und bleiben mit 2,8% bzw. 3,2% das Schlusslicht der Projektion.

Vor allem in Angola, Tschad und Nigeria hat sich das Wachstum stark verlangsamt (jeweils um rund 3%) und bleibt hinter Nicht-ROLs wie Äthiopien (6% bis 7%), Ruanda (6,5% bis 8%) oder Senegal (Prognose 6% bzw. 9,3%) deutlich zurück. Die verfügbaren Daten zeigen, dass die Einkommen in den ROL seit 2014 weitgehend stagnieren, im Gegensatz zu den Jahrzehnten davor, als hohe Rohstoffpreise die Kassen füllten. Dann aber brachen 2014/15 die Notierungen, insbesondere die für Öl, drastisch ein und führten zu einem Terms-of-Trade-Schock, der vor allem für die ROL bis heute nachwirkt und auch durch die anschließende Preiserholung nur teilweise kompensiert wurde.

Dieser für sich genommen stark negative Schock wurde durch zuvor schon bestehende, strukturelle Schwächen verschärft. Namentlich ist das ein wenig wirtschaftsfreundliches Umfeld mit schwachem Angebot an Humankapital in einer wenig diversifizierten Wirtschaft, die durch eine ineffiziente Regierungsführung und eine systemische Korruption belastet ist. Die stark prozyklische Fiskalpolitik in den ROLs hat die Wirkung der Schocks noch verstärkt. Namentlich die Spritsubventionen, deren Kosten mit steigenden Ölpreisen zunehmen, haben die Entwicklung gelähmt. Die Ölexporteure als Gruppe haben seit 2011 alle Öleinnahmen in dem Jahr ausgegeben, in dem sie angefallen sind.

Diese Divergenzen unterstreichen, dass gerade in den Emerging Markets eine effiziente Politik zur Schaffung und zum Schutz funktionierender Märkte für den wirtschaftlichen Erfolg wichtiger ist als die Ausstattung mit Rohstoffen oder Bevölkerungzahlen. Dies muss auch die Anlageentscheidungen lenken.

Abonnieren Anmelden
Zum PLATOW Brief