Ägypten lässt Währung fallen und hofft auf Wende
In der vergangenen Woche gab die Notenbank den Kurs der Landeswährung frei, die bisher an den US-Dollar gekoppelt war. Nach der Ankündigung brach sie gegenüber dem Greenback um über 60% ein. Außerdem erhöhte die Notenbank die Zinsen um 600 Basispunkte. Zudem gab der Internationale Währungsfonds (IWF) ein Hilfspaket im Umfang von 8 Mrd. US-Dollar frei.
Grund für die weitreichenden Beschlüsse sind die massiven Probleme, mit denen die ägyptische Wirtschaft kämpft. Diese werden aktuell verstärkt durch die Folgen des Krieges im Gaza-Streifen. Eine wichtige Einnahmequelle für das Land ist der Schiffsverkehr durch den Suez-Kanal, der aber derzeit durch die Angriffe der Huthi-Miliz aus dem Jemen gestört wird. Mit den beschlossenen Maßnahmen will die Regierung die Wirtschaft stabilisieren. Ökonomen begrüßen die Beschlüsse und sehen dadurch große Chancen für die Wirtschaft.
Der langjährige Chefvolkswirt des Internationalen Bankenverbands (IIF), Robin Brooks, bezeichnet die Abwertung des ägyptischen Pfunds als „unvermeidlich“. Er geht davon aus, dass Ägypten davon „massiv profitieren kann“. Als positives Beispiel nannte er die große Abwertung im November 2016, als es bereits einen ähnlichen Schritt gab. Dies habe einen Boom im Tourismus ausgelöst, der aus Sicht von Brooks noch länger angehalten hätte, wenn Ägypten seine Währung nicht wieder an den Dollar gekoppelt hätte. Die Währungsbindung galt als Problem, weil dadurch der Kurs der Landeswährung hochgehalten wurde. Zum Beispiel waren daher Reisen nach Ägypten für Touristen aus anderen Ländern vergleichsweise teuer. Die nun erfolgte Abwertung ändert das. Für Touristen beispielsweise aus Deutschland werden Abstecher zu den Pyramiden oder ans Rote Meer auf einen Schlag wohl deutlich günstiger. Auch andere ägyptische Exportprodukte wie Gemüse und Obst dürften im Ausland billiger und damit wettbewerbsfähiger werden.
Zudem bekommt die ägyptische Notenbank durch den Schritt mehr Spielraum bei der Zinspolitik. Das bisherige System einer Währungsbindung an den Dollar bedeutete, dass ihr quasi die Hände gebunden waren. Sie konnte die Zinsen nicht frei bestimmen, sondern musste sich nach der Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed richten, um die Währungsbindung zu verteidigen. Das ist nun anders. Auch wenn die Notenbank die Zinsen zunächst angehoben hat, gibt es nun perspektivisch zumindest die Möglichkeit stärkerer Senkungen, um die Wirtschaft zu stützen. Voraussetzung ist allerdings, dass die ägyptische Regierung und Notenbank an dem nun eingeschlagenen Kurs auch festhalten. jam