ADB verbreitet leichten Optimismus
Zum positiven Bild trägt bei, dass der Preisdruck in der Region weiterhin unter Kontrolle bleibt. Die Inflationsprognose mit 3,6% für das laufende und 3,5% zeigt, dass von dieser Seite keine Störeffekte mehr erwartet werden. Obwohl die schwache Auslandsnachfrage die exportorientierten Volkswirtschaften Asiens belastete, profitierte die Region von einer gesunden Inlandsnachfrage, dem Ende der Corona-Beschränkungen in China und dem damit einhergehenden Aufschwung des Tourismus sowie stabilen Finanzierungsbedingungen. Besonders ermutigend ist, dass der nachlassende Inflationsdruck es einigen Zentralbanken in der Region ermöglichte, mit einer Lockerung der Geldpolitik zu beginnen, was das Wachstum ankurbeln wird.
Die Schätzung für China bleibt bei unter 5%. Das Schwergewicht leidet unter den hausgemachten Problemen, die sich in der Vertrauenskrise und der Konsumzurückhaltung bündeln. Indien strahlt umso heller mit dem Ausblick von über 6%, gestützt auf eine starke Binnennachfrage sowohl beim Konsum als auch den Investitionen. Das trägt aber zum negativen Außenbeitrag und der Zurückhaltung der Staatsausgaben bei.
Unter den Teilregionen sticht Kaukasus-Zentralasien heraus, deren Prognose als einzige im Vergleich zum Ausblick vom April von 4,5% und 5,0% für 2023/24 auf 4,6% und 5,1% angehoben wurde. Die Aufwärtskorrektur trägt der Binnennachfrage Rechnung, die in Armenien, Georgien, Kasachstan Tadschikistan und Usbekistan dank des Tourismus und der Migrationsströme aus Russland für Dynamik sorgt. Nur für Aserbaidschan gibt es wegen der schwächeren Ölproduktion eine Abwärtskorrektur (2,2% und 2,6% statt 3,5% und 3,8%). Usbekistan und Kasachstan bleiben neben den Kaukasus-Republiken Armenien und Georgien interessante Investmentziele, wobei politische Risiken bei Letzteren zu beachten sind.
Von der Region Südostasien erwartet die ADB 4,6% und 4,8% Wachstum für 2023 bzw. 20424; trotz Abwärtskorrekturen eine vergleichsweise beachtliche Dynamik. Innerhalb der Gruppe dürften sich die Philippinen (5,7% und 6,2%), Vietnam (5,8% und 6,0%) sowie Indonesien (je 5,0%) als Zugpferde erweisen. Die Schwächen sind v. a. bei der Exportindustrie zu erkennen, denn die Nachfrage in USA, Europa und China ist schwächer als erwartet. Positive Impulse liefert dagegen der private Konsum. Der wird durch einen Aufschwung des Dienstleistungssektors gestützt, der den Trend mit wachsender Beschäftigung unterfüttert. Insgesamt bleibt Asien Kern des Emerging-Market-Portfolios, wobei die Gewichte der Regionen in etwa den Unterschieden in den Prognosen folgen sollten. Im Hinblick auf die politischen Risiken raten wir zur Vorsicht bei Georgien (starker russischer Einfluss) und Armenien (Krieg und Kriegsfolgen). mk