Warum deutsche Small Caps noch viel Aufholpotenzial haben

Die bisherige Jahresbilanz kann sich trotzdem sehen lassen: DAX, SDAX (MDAX noch unklar) weisen zweistellige Renditen auf und schlagen sowohl US-Aktien (S&P 500: -3,2%) als auch europäische Aktien (Stoxx 600: +7,2%) deutlich. Damit rückt zwangsläufig die Bewertungsfrage in den Fokus: Wie teuer sind deutsche Aktien aktuell?
Auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist der deutsche Leitindex nach dem dynamischen Kursanstieg der letzten Monate mittlerweile nicht mehr niedrig bewertet, sondern handelt etwa 20% über dem Durchschnitt der letzten 15 Jahre (siehe Chart). Das aktuelle KGV liegt bei 15,4. Zum Vergleich: Im Tief Ende September 2022 lag die Bewertung nur bei 13,1. Der DAX war damals wegen des Ukrainekrieges binnen sieben Monaten um rund 20% eingebrochen. Zwischen dem Tief und heute hat der Index fast 90% zugelegt. Diese stattliche Performance hat zwei Treiber: Eine Ausweitung des KGV um 50% und 25% höhere Gewinnerwartungen der Unternehmen. Ein Großteil der Performance ist also auf eine Ausweitung des KGV zurückzuführen. Heißt: Investoren räumen dem Index heute eine höhere Bewertung ein als noch vor zweieinhalb Jahren.
Deutsche Aktien aus der zweiten Reihe sind derzeit deutlich attraktiver bewertet. Der MDAX weist ein KGV von 15,8 auf – das sind rd. 17% weniger als der 15-Jahres-Durchschnitt von 19,0 (siehe Chart). Seit dem Tief im November 2022 hat der Index aber auch nur knapp 30% zugelegt. Bemerkenswert: Das KGV liegt heute 60% höher als damals; die Gewinnerwartungen sind sogar um 17% gefallen, v.a. bedingt durch den hohen Deutschlandanteil von rd. 40% beim Umsatz. Nur im SDAX sind es mit 50% noch mehr. Blue Chips scheinen derzeit ausgereizt. Nebenwerte sind vergleichsweise günstig und bieten bei der Gewinnentwicklung noch viel Aufholpotenzial.