An der Börse werden Gewinne der Zukunft gehandelt. Zuletzt konnten deutsche Unternehmen in dieser Hinsicht glänzen. Doch bleibt das so oder deuten die aktuell hohen Marktschwankungen auf eine Ende hin? Es lohnt also der Blick voraus auf die im Juli beginnende Q2-Berichtssaison, zumal vereinzelt bereits die Sorge laut wird, dass sich verschärfende Handelsschwierigkeiten dem deutschen Gewinnwunder bald den Garaus machen könnten.
Unsere Auswertung der Prognosen für die DAX-30-Titel kommt jedoch zu dem Schluss, dass die deutschen Standardwerte von Adidas bis Vonovia ihren Nettogewinn im Schnitt um rd. 11% gegenüber dem Q2 des Vorjahres ausbauen können – im Q1 betrug der Anstieg immerhin auch schon 9%. Gleichwohl dürfte der Höhepunkt der Gewinnentwicklung langsam erreicht sein. So mehren sich Warnzeichen aus der Realwirtschaft, etwa in Form sinkender Auftragseingänge für die im DAX immer noch recht prominent vertretene deutsche Industrie. Aber auch hier lohnt sich eine kleine historische Einordnung: Per Ende April (neuere Daten fehlen noch) lagen die Order der deutschen Wirtschaft im gleitenden Dreimonatsdurchschnitt immer noch rd. 2% über dem Stand des Q2 2017. Ergo: Deutsche Unternehmen werden weiterhin reichlich mit Aufträgen bedacht. Hinzu kommt der Bestand, der per Ende April sogar um fast 9% höher ausfiel und damit zumindest bis weit in den Herbst hinein für hohe Auslastung sorgt.
Es gibt gute Gründe, als Börsianer der Q2-Saison mit einer beträchtlichen Portion Optimismus entgegenzusehen. Signale für einen Gewinneinbruch auf breiter Front können wir nicht erkennen. Zum Gesamtbild gehört aber auch, dass sich die Vorzeichen für den Herbst eintrüben: Weitet sich der Handelsstreit aus, wird auch ein zuletzt niedrigerer Wechselkurs des Euro dem Exportweltmeister Deutschland nicht aus der Patsche helfen können.