Telekommunikation

United Internet – Das Fass bekommt einen Boden

Mit dem Einstieg bei Tele Columbus, dem heute zweitgrößten Kabelnetzbetreiber Deutschlands nach Vodafone, erhoffte sich United Internet vor acht Jahren viel: höhere Reichweite im Bereich der Kabelnetze, verringerte Kosten, ein größeres Produktportfolio in den Bereichen des Kabelinternets und der Kabel-TV-Dienste sowie Wettbewerbsvorteile durch die Kontrolle über einen weiteren Netzbetreiber.

Die Investitionen erwiesen sich allerdings schnell als unrentabel. Jetzt droht United Internet mit Vorlage der Halbjahreszahlen im August eine Wertberichtigung von 185 Mio. Euro – also der Hälfte des zu erwarteten Gj.-Gewinns.

Im Jahr 2016 kaufte United Internet für 300 Mio. Euro 25,1% der Anteile an Tele Columbus über eine direkte Beteiligung und stieg 2021 über eine indirekte Beteiligung für 510 Mio. Euro in die zur Übernahme von Tele Columbus gegründete Gesellschaft Kublai mit 40% ein. Doch in der gesamten Zeit bis heute schrieb Tele Columbus trotz seiner erfolgreichen Marke „Pÿur“ rote Zahlen, baute diese sogar stetig aus – auf zuletzt 145,1 Mio. Euro im Gj. 2023.

Im Q1 betrug der Fehlbetrag sogar bereits 71,0 Mio. Euro. Tele Columbus hängt damit am Tropf von United Internet und Morgan Stanley Infrastructure Partners, dem zweiten Ankerinvestor bei Kublai. So verständigten sich beide Unternehmen bereits 2018 auf eine Kapitalerhöhung bei Tele Columbus. Eine weitere Kapitalspritze von 300 Mio. Euro folgte im November. Im Q1 setzte United Internet jedoch – wie wir finden zu Recht – dem Fass einen Boden ein und beteiligte sich nicht an einer weiteren Kapitalerhöhung von 300 Mio. Euro durch Kublai.

Damit hat sich die 40%-Beteiligung an Kublai durch Verwässerungseffekte auf 5% verringert. Die Montabaurer verzichten zudem auf das Recht, ihren Anteil für 120 Mio. Euro wieder aufzustocken.

Anleger schickten daraufhin die MDAX-Aktie (19,95 Euro; DE0005089031) auf ein 6-Monatstief. Angesichts der fundamentalen Schwäche von Tele Columbus war der Abverkauf unserer Meinung nach aber überzogen. Hinzu kommt, das CEO Ralph Dommermuth ein Verwässerungsschutzverfahren anstrebt, nach dessen Ausgang ein Ausgleichsbeitrag von 300 Mio. Euro für United Internet stehen könnte. Gewiss ist ein positiver Ausgang des Verfahrens aber nicht. dog

United Internet bleibt ein Kauf für risikobewusste PB-Leser. Stopp: 15,70 Euro.

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