Raisin, Flix und das IPO-Dilemma
Doch ebenso wie Flix in ein paar Jahren an die Börse gehen könnte, kann Raisin noch in private Hände gelangen. Es ist nämlich keineswegs ausgemacht, dass Raisin bei den Gesprächen mit potenziellen Investoren tatsächlich jene Wertschätzung von bis zu 5 Mrd. Euro erfährt, die sich Investoren wie u.a. Goldman Sachs ausrechnen. Umgekehrt könnte Flix noch den IPO angehen, wenn der Bus- und Bahnbetreiber in ein paar Jahren den von den jetzigen Investoren erhofften doppelten Unternehmenswert von bis zu 7 Mrd. Euro besitzt.
Beide Beispiele machen ein Dilemma klar. Private Equity sucht mit viel finanzieller Feuerkraft nach chancenreichen Unternehmen, um die Sahne abzuschöpfen, ehe die Milch in den Verkauf geht. Privatanleger können oft nur auf Umwegen teilnehmen: KKR hat gerade das Ziel ausgegeben, innerhalb der nächsten fünf Jahre 30 bis 50% der frischen Gelder bei Privatanlegern einzusammeln. Die direkte Teilhabe der Privatanleger über die Börse wird angesichts verlockender Bewertungen durch Private Equity für viele chancenreiche Nachwuchsunternehmen nur zur zweiten Option.
Das hat Folgen für das deutsche Anlage-universum. Attraktive Unternehmen kommen erst gar nicht aufs Parkett oder werden bei Erfolg schnell eingesammelt (etwa Vantage Towers). Der Gang aufs Parkett erfolgt viel zu oft erst dann, wenn die Altaktionäre Kasse machen wollen. Nach unserer Auswertung wurden seit 2021 Papiere im Wert von 49,5 Mrd. Euro an der Deutschen Börse platziert. Wer alles gezeichnet hat, sitzt auf 19,5% Verlust. Zuletzt ist die Bilanz zwar etwas besser geworden, aber die Neulinge von 2021 (Bilanz seit IPO: -58%) und 2022 (-56%) haben viel Anlegergeld verbrannt (vgl. PB v. 24.8.22).
Eine kluge Auswahl ist also nötig (vgl. PB v. 14.12.23). Wer den PB-Empfehlungen gefolgt ist und z.B. Renk (PB v. 2.4.), Vitesco (PB v. 10.10.23), Vantage Towers (PB v. 16.11.22) oder DaimlerTruck (PB v. 1.3.) zum von uns empfohlenen Zeitpunkt ge- und wieder verkauft hat, kann sich über einen Gewinn von 13,6% freuen. kdb