Nur nicht in Sicherheit wiegen
Es ist der zweite Rückgang der Wirtschaftsleistung in Folge (Q4 2022: -0,5%), was Ökonomen als „technische Rezession“ bezeichnen. Bislang sind die Folgen in den Bilanzen deutscher Unternehmen nur teilweise sichtbar. Laut EY konnten die 40 DAX-Unternehmen ihren Umsatz im Q1 um 8% steigern. Nur beim Gewinn sorgten die hohen Kosten für erste Bremsspuren: Er fiel um 7% niedriger aus als im Vorjahr.
Dennoch verlief die Berichtssaison zum Q1 besser als befürchtet (vgl. „Musterdepot schlägt sich wacker“ in PB vom 16.5.). Das Q2 könnte gewinnseitig sogar eine positive Überraschung bringen. Denn die Vorjahreszahlen waren stark gedrückt von den Auswirkungen des gerade erst aufgeflammten Kriegs in der Ukraine. Nach unserer Auswertung der von Refinitiv gesammelten Schätzungen dürfte der Umsatz der 40 deutschen Blue Chips im Q2 um rund 2% über dem Vorjahr liegen, beim EBIT und dem Gewinn je Aktie kalkulieren die Analysten sogar mit einem Gewinnzuwachs von fast 4%. Kommt es so, wäre das eine erfreuliche Entwicklung und ein neuerlicher Beweis dafür, dass viele deutsche Unternehmenslenker es verstehen, auch schwierigsten Rahmenbedingungen zu trotzen und profitabel zu wachsen.
Eine solche Entwicklung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Jahr noch einige Herausforderungen bereithält. Die hohen Energiepreise belasten die produzierende Industrie, die teuren Preise dämpfen die Konsumlust und die gestiegenen Zinsen erschweren die Wachstumsfinanzierung. Die eigenen Gewinnmargen so gut wie möglich zu verteidigen, wird nicht allen gelingen. Deswegen bleibt es bei der Aktienauswahl wichtig, den Fokus auf profitables Wachstum gerichtet zu halten.