Exklusiv

„Wir werden ambitionierte Ziele für 2028 formulieren“

MLP legt ein Rekordquartal nach dem anderen hin. Finanzvorstand Reinhard Loose kündigt im Interview an, dass auch bei den neuen Ziele für 2028 die Latte hoch gelegt wird. Zudem: Was MLP an der "Badewannen"-Struktur der Erlöse ändern will und mit welchen Dividenden Anleger rechnen können.

von Klaus Brune,
MLP-CFO Reinhard Loose
MLP-CFO Reinhard Loose © MLP

Herr Loose, MLP rennt in den letzten Quartalen von Rekord zu Rekord. Ist 2024 ein Ausnahmejahr, oder hat sich bei dem Finanzdienstleister etwas Grundlegendes geändert?

„Wir haben die MLP Gruppe in den vergangenen Jahren erfolgreich weiterentwickelt und dabei wichtige Erfolgsfaktoren etabliert, die immer mehr greifen. Das zeigt sich auch daran, dass es mit einer beachtlichen und zugleich gesunden Wachstumsrate konstant nach oben geht. Wir sind also gut unterwegs. Unsere wiederholt erreichten Ziele bringen genau dies zum Ausdruck – gleichzeitig kommt auch unsere Planung für Ende 2025 immer mehr in Reichweite.“

Schauen wir uns doch die Zahlen einmal genauer an. Fangen wir mit den Erlösen an. Beobachter verglichen die Verteilung bei MLP früher immer mit einer Badewanne: Das Q1 und das Q4 liefern starke Ränder, dazwischen bleibt viel Platz zum Auffüllen. Warum ist die Entwicklung in diesem Jahr stetiger?

„Das Bild der Badewanne werden Sie noch ein paar Jahre zeichnen können. Es ist aber bereits ein Erfolg unserer Weiterentwicklung der MLP Gruppe. Denn vor dem substanziellen Ausbau unseres inzwischen großen Sachgeschäfts war die Erlösverteilung sehr Q4-lastig, weil es fast ausschließlich auf die Altersvorsorge ankam.

Dennoch haben Sie auch recht: Es gelingt uns inzwischen, auch die Mitte der von Ihnen aufgemalten Badewanne zunehmend zu füllen. Hier kommt zum Tragen, dass sich die Erlöse in dem von uns stark ausgebauten Vermögensmanagement und im Zinsgeschäft im Jahresverlauf weiter verstetigen.

Ein noch bedeutenderer Faktor, der die Weiterentwicklung der MLP Gruppe widerspiegelt, sind die wiederkehrenden Erlöse. Im vergangenen Jahr lag deren Anteil bei 68 Prozent, im Jahr 2005 bei lediglich 30 Prozent. Das gibt uns natürlich eine ganz andere Planungsstabilität als in früheren Jahren. Anders ausgedrückt: Zu Jahresbeginn wissen wir im Grunde schon, dass wir rund 700 Mio. der geplanten Umsatz-Milliarde schon fast sicher haben. Gleichzeitig besteht weiteres Wachstumspotenzial.“

Die Erträge aus der Vermögensverwaltung machen nach neun Monaten über 50% der Gesamterträge aus. Historisch lag der Anteil eher bei 40%. Ist diese hohe Konzentration ein Problem, oder eher der Ausgangspunkt für den Erfolg in den anderen Sparten?

„Der Leistungsbereich Vermögen wächst derzeit überproportional, zuletzt mit einer Wachstumsrate von 30 Prozent. Das ist ein Resultat unserer Weiterentwicklung und ein beachtlicher Erfolg, um den uns mancher im Markt sicher beneidet. Wenn nun die Aktienmärkte morgen stark fielen, würden wir das zwar in begrenztem Umfang bei den Erlösen in der Vermögensverwaltung spüren. Aber: Vermögensverwaltung ist Anlage in Aktien, Renten, Alternative Assets, Immobilien etc. Damit haben wir verschiedene Elemente, die schon durch ihre Vielfalt einen gewissen Risikoausgleich bringen.

Zustimmung erhalten Sie von mir dafür, dass Sparprodukte auch ein guter Ausgangspunkt für eine zunehmend intensivierte Kundenbeziehung sein können. Im MLP Privatkundengeschäft gewinnen wir viele Akademikerinnen und Akademiker im bzw. zum Ende ihres Studiums, für die neben Absicherungen eben auch erste Sparbausteine von Bedeutung sind.“

Glauben Sie, dass die designierte EU-Finanzkommissarin Maria Luís Albuquerque kommt und damit die Gefahr von Provisionsbeschränkungen gebannt ist – und welche Auswirkungen hätte eine Provisionsbeschränkung auf ihre Zahlen?

„Die Diskussion darüber ist weitgehend verstummt, seit auch der deutlich überarbeitete Entwurf der vorherigen EU-Kommissarin kein grundlegendes Provisionsverbot mehr enthielt. Jüngst hat sich die designierte neue Finanzkommissarin dahingehend geäußert, dass sie das Thema nicht wieder aufmachen will. Schließlich gibt es für ein weiterhin bestehendes Nebeneinander von provisionsbasierter Finanzberatung und solcher gegen Honorar aus Verbrauchersicht auch gute Gründe. Über die Auswirkungen eines Provisionsverbots zu spekulieren, erscheint also absehbar nicht faktenbasiert. Wir hatten dies bei früheren Regulierungsvorhaben aber natürlich auch mal für uns durchgerechnet und sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass es nur eine geringe Auswirkung auf uns gehabt hätte. Hintergrund ist unsere breite Aufstellung, die wir in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Im Übrigen sind wir im MLP Privatkundengeschäft nicht dogmatisch, was die Vergütungsform betrifft, sondern bieten das an, wofür wir eine Nachfrage im Markt erkennen. So verfügen wir im Vermögensmanagement über ein honorarähnliches Modell, in der Altersvorsorge erhalten wir Provisionen.“

Sehen Sie auf dem Immobilienmarkt einen Aufschwung und mit welchen Auswirkungen auf ihr Geschäft – sowohl Versicherung wie auch im Immobiliengeschäft? Zuletzt war das Immobiliengeschäft ja eher das Sorgenkind bei der MLP und „kostete“ Sie auch 2023 das sicher geglaubte EBIT-Ziel?

„Wir sehen, dass die Immobilienvermittlung von einem niedrigen Niveau aus wieder Fahrt aufnimmt. Damit ist zwar noch lange nicht wieder das Niveau von 2022 erreicht, aber es geht nach oben. Diese Entwicklung bestätigt unsere Erwartung zu Jahresbeginn, dass für das gesamte Segment Deutschland.Immobilien (also inklusive Projektenwicklung) im Jahr 2024 noch mit einem negativen Beitrag zum Ergebnis zu rechnen ist. Gleichzeitig sehen wir, dass die von uns ergriffenen Maßnahmen greifen: Ab 2025 rechnen wir insofern wieder mit einem positiven Beitrag aus dem Immobiliengeschäft.“

Steigende Erlöse sind jetzt eine Seite der Medaille. Aber MLP schafft es auch zunehmend, das Wachstum profitabler zu machen. Die Wachstumsraten waren in jedem der drei Quartale des Jahres beeindruckend und die EBIT-Marge hat die Schwächephase des vergangenen Jahres hinter sich gelassen. Woran liegt das?

„Die höheren Umsätze, die wir in diesem Jahr erzielen, sind natürlich wichtig. Hinzu kommt, dass wir auch unsere Kosten im Griff haben. Gleichzeitig investieren wir auch in neue Technologien. Diese wollen wir dazu einsetzen, künftig noch effizienter zu werden und die Kundenbedürfnisse noch besser zu befriedigen. Wir wollen unsere hoch qualifizierten Beraterinnen und Berater noch besser in die Lage versetzen, sich vor allem mit den komplexeren Fragestellungen ihrer Kundinnen und Kunden auseinanderzusetzen.

Kurzum: Wir achten auch auf die Kosten und unsere interne Vorgabe, der zufolge unsere Kosten im Vergleich zum Erlöswachstum nur unterproportional zunehmen dürfen.“

Analysten haben Ihre Guidance zuletzt immer konservativ genannt. Anfang Oktober, als sich das starke Q3 in Ihren Büchern abzeichnete, haben Sie die EBIT-Guidance auf 85 bis 95 Mio. Euro erhöht. Nach neun Monaten stehen 66,4 Mio. Euro in den Büchern und das traditionell sehr starke Q4 kommt noch. Zur unteren Marke fehlen gerade einmal 19 Mio. Euro, zur oberen Marke 29 Mio. Euro. Steuert die MLP auf das obere Ende der Zielspanne zu?

„Wir steuern sehr zielgerichtet auf den von uns prognostizierten EBIT-Korridor zu. Auch die zur Untergrenze noch fehlenden 19 Mio. Euro wollen erst einmal erarbeitet werden. Aber klar ist auch: Wir haben uns jetzt eine gute Ausgangslage geschaffen. Zudem bewegen wir uns dabei in einem Umfeld, das durchaus noch Überraschungen bringen kann – natürlich auch positive. Und die Gefahr, dass wir noch unter die Guidance fallen, halte ich eher für gering. Unser Planungsziel für Ende 2025 kommt dann auch schon in Reichweite.“

Sie sprechen es an: An der „Planung 2025“ hält MLP ebenfalls weiter fest: Ein Umsatz von 1,0 bis 1,1 Mrd. Euro bei einem EBIT von 100 bis 110 Mio. Euro.
Die Erlös-Milliarde könnte doch schon in diesem Jahr geknackt werden (9 Monate: fast 750 Mio. Euro) , und der Dreistelligkeit beim EBIT dürften Sie in diesem Jahr ebenfalls sehr nahekommen.
Wird es nicht Zeit für neue Ziele? Und wann stellen Sie uns die neue Drei-Jahres-Planung vor?

„Erst einmal setzen wir einerseits alles daran, unsere bestehenden Ziele zu erreichen – und sind hier sehr zuversichtlich. Andererseits entwickeln wir MLP auch strategisch weiter. Dabei halten wir uns auch die Option auf sinnvolle Akquisitionen weiter offen. Darüber hinaus haben wir heute kommuniziert, dass wir im März eine neue ambitionierte Mittelfristplanung bekanntgeben werden. Sie können sich sicher sein, dass wir für Ende 2028 Ziele formulieren werden, die nicht weniger ambitioniert sind als unsere vorherige Mittelfristplanung.

In unserer Planung für Ende 2025 hatten wir 2022 vier Kennziffern als Ziel ausgegeben: Die von Ihnen genannte Umsatz- und EBIT-Ambition sowie Zielkorridore für das verwaltete Vermögen und den Bestand an Sachversicherungen. Beim verwalteten Vermögen streben wir 62 bis 68 Mrd. Euro an, bei den Sachversicherungen 730 bis 810 Mio. Euro an Prämien.

Ende September 2024 waren wir beim verwalteten Vermögen bereits bei 61 Mrd. Euro, also sehr nahe am unteren Ende. Und bei den Sachbeständen sind wir per 30.9. bei 736 Mio. Euro angelangt; den unteren Punkt des Korridors haben wir damit schon jetzt überschritten.“

Bei ihren internen Kennziffern: Spielt die Verzinsung des Eigenkapitals oder des eingesetzten Kapitals (also der RoE oder der ROIC) bei Ihnen eine Rolle? Und wenn  ja, was ist ihre Zielmarke?

„Wir achten natürlich auf eine angemessene Verzinsung unseres eingesetzten Kapitals. Unser Anspruch ist es, hier in jedem Fall zweistellig zu sein.“

Zum Thema Shareholder Return: MLP zahlte in der Vergangenheit eine Dividende, die bezogen auf den Aktienkurs eine Rendite von gut 5% ergab. Was ist Ihre Dividendenpolitik?

„Unsere etablierte Dividendenpolitik sieht vor, 50 bis 70 Prozent des Nettoergebnisses an die Aktionäre auszuschütten und sie damit am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen. Den Kurs unserer Aktie, die nicht nur wir als deutlich unterbewertet ansehen, können wir nur indirekt  beeinflussen. Aber natürlich sind wir auch weiterhin im Dialog mit bestehenden und potenziellen Investoren. Vor allem ist und bleibt es unser Ziel, das Nettoergebnis kontinuierlich zu steigern und damit auch eine steigende Dividende zu zahlen. Wir sehen uns als attraktiven Dividendentitel, der aber auch Wachstumspotenziale bietet.“

In diesem Jahr haben Sie Aktienrückkäufe für ein Mitarbeiterprogramm durchgeführt  und Aktien im Wert von 3,1 Mio. Euro zurückgekauft. Ist eine Neuauflage geplant?

„Aktienrückkäufe zur Stärkung der partnerschaftlichen Komponente in unserem Geschäftsmodell sind eine Konstante. Es wird also aller Voraussicht nach auch 2025 ein solches Programm geben. Was wir gegebenenfalls darüber hinaus initiieren könnten, bleibt abzuwarten. Denkbar ist natürlich vieles, um den Shareholder Return zu steigern. Bisher ist unsere Priorität, eine verlässliche und weiter steigende Dividende auszuschütten.“

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