Medizintechnik – Wo bleibt die Nachfrage?
Bei Carl Zeiss Meditec gibt es kurzfristig noch keine Anzeichen dafür. Zusammen mit den am Dienstag (12.12.) vorgelegten Zahlen für das Gj. 2022/23 (per 30.9.), mit denen nach einem v. a. im wichtigen Segment Ophthalmic (Augenheilkunde; rd. 75% der Erlöse) schwachen Schlussquartal die vorgegebenen Ziele für Konzernumsatz (+9,8% auf 2,09 Mrd. Euro; Ziel: 2,1 Mrd. Euro) und EBIT-Marge (16,7%; Ziel: 17 bis 20%) verfehlt wurden, lieferte Konzernchef Markus Weber jedenfalls einen gedämpften Ausblick. Im laufenden Jahr 2023/24 soll der Umsatz „mindestens in Höhe des Marktwachstums“ steigen und sich das EBIT „in etwa auf dem vergleichbaren Niveau des Vj. bewegen.“ Dabei soll es zunächst noch eher schwächer laufen: Weil im wichtigen chinesischen Markt die Lager mit Verbrauchsmaterialien noch gefüllt sind, wird der Produktmix weniger von diesen hochmargigen Komponenten bestimmt werden. Asien/Pazifik steht für die Hälfte des Konzernumsatzes. Entsprechend soll „im zweiten Halbjahr 2023/24 wieder ein EBIT und eine EBIT-Marge über dem zweiten Halbjahr 2022/23 erzielt werden“, so Weber.
Klingt nach einer weiteren Hängepartie für die MDAX-Aktie (97,50 Euro; DE0005313704), bei der wir zuletzt vorsichtiger geworden waren (vgl. PB v. 29.8.). Die Gewinnschätzungen wurden zwar seit Jahresbeginn schon um 25% reduziert und das 2023/24er-KGV von 32 liegt deutlich unter dem historischen Mittel (10J: 40). Doch selbst diese Bewertung ist noch korrekturanfällig und wird trotz stabiler FCF-Margen von rd. 13% und zweistelliger Kapitalrenditen nicht von dem erwarteten Gewinnwachstum von 5% p. a. bis 2025/26 gedeckt.
Wir beobachten Carl Zeiss Meditec vorerst weiter.
Wesentlich optimistischer kommt dagegen Drägerwerk daher. Der Spezialist für Medizin- und Sicherheitstechnik, der Krankenhäuser mit Beatmungsgeräten und Feuerwehr und Polizei mit Sicherheitstechnik ausstattet, hob am Donnerstag zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten die Jahresprognose an. Weil Umsatz und Ergebnis in den Mitte Januar zur Veröffentlichung anstehenden Q4-Zahlen offenbar deutlich über den eigenen Erwartungen liegen, rechnet Konzernchef Stefan Dräger im Gj. mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von mehr als 11% (zuvor: „oberes Ende“ von 7 bis 11%) und einer EBIT-Marge oberhalb von 4% (zuvor: 2 bis 4%). Ursprünglich wurde eine EBIT-Marge von 0 bis 3% angepeilt.
Bei der im SDAX notierten Vz.-Aktie (50,60 Euro; DE0005550636) hatten wir uns schon Mitte Oktober (vgl. PB v. 17.10.) erfolglos mit einem Abstauberlimit bei 46,00 Euro auf die Lauer gelegt. Mittlerweile wurden die Gewinnschätzungen der Analysten noch einmal um 10% nach oben genommen. Das 2024er-KGV von 14 liegt ebenfalls deutlich unter dem historischen Schnitt (10J: 19). Bei etwas schwächeren, aber guten Cashflow-Margen (rund 3%) und Kapitalrenditen (hoch einstellig) ist diese moderate Bewertung durch erwartete Gewinnsteigerungen von rd. 25% p. a. in den beiden kommenden Jahren aber deutlich besser abgesichert. kdb
Wir steigen daher bei Drägerwerk (Vz.) ein. Der Stopp landet bei 37,50 Euro (unter dem 5J-Tief von Oktober 2022).