Ist die Angst schon wieder vorbei?

Am Mittwoch, dem 30. April, ist Donald Trump genau 100 Tage im Amt – aber die Aktienmärkte fühlen sich alles andere als frisch verliebt. Seit dem 20. Januar büßte der S&P 500 in der Spitze fast 20% ein, hat aber seit dem Tief am 7. April schon wieder rund 13% Boden gutgemacht. Wie lange hält diese Nervosität noch an?
Welche Folgen Trumps Politik der Konfrontation, Polarisation und Abschottung für Anleger hat, zeigt am besten der Blick auf die Volatilität. In seiner 20-jährigen Geschichte hat der am 23.4.2005 aus der Taufe gehobene VSTOXX nur in extremen Krisenzeiten stärkere Ausschläge verzeichnet als nach der jüngsten Ankündigung der höchsten US-Strafzölle seit den 1930er-Jahren.
Mit einem Wert von 53,5 schlug das „Europäische Angstbarometer“ deutlich aus – höhere Ausschläge gab es nur während der Finanzkrise 2008 (87,9), dem Corona-Crash 2020 (95,0) und beim Ausbruch des Ukraine-Kriegs 2022 (59,5).
In solchen Stressphasen reduzierten Anleger in der Vergangenheit das Risiko: Volatilitäts-Futures und -Optionen werden massiv nachgefragt, Cash-Reserven ausgebaut und Anleihen mit kurzer Laufzeit oder Gold ins Depot geholt – Aktien fliegen derweil raus. Aktuell ist das nicht anders, nur dass selbst US-Staatsanleihen als vermeintlich sicherer Hafen unter Verkaufsdruck stehen, wie seit Mitte März zu beobachten ist.
Wie schnell Anleger wieder in den Risikomodus zurückkehren, hing in früheren Krisen von der Art der Krise ab. Ein punktuelles Ereignis wie der Corona-Einbruch im März 2020 ließ die Märkte binnen weniger Wochen zur Normalität zurückkehren. Ein grundlegender Strukturwandel wie die Banken-Krise 2008 zog seine Schatten dagegen noch jahrelang nach sich.
Interessanterweise hat Trump seine eigene Blaupause für diese Situation vorgelegt. Die Zölle der ersten Regierung Trump vom Juli 2018 ließen den VSTOXX bis zum Jahresende nur kurzfristig aufflammen. Die jüngst wieder gesunkene Volatilität ist ein Zeichen dafür, dass der Markt auch dieses Mal auf nur kurzfristige „Störfeuer“ im Welthandel setzt. Doch erst die kommenden Monate werden zeigen, wie ernst es Trump meint.