„Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“
Anleger von Immobilienwerten hatten seit 2021 nichts zu lachen. Egal ob Logistik-, Wohn- oder Gewerbeimmobilien: Die hohen Leitzinsen haben in der Immo-Branche eine wahre Konsolidierungs– und Preisfindungsphase ausgelöst. Selbst die Kurse von Finanzierern wie Hypoport waren schmerzlich auf ein Sechstel kollabiert.
Schon lange nicht mehr haben wir uns zu Grand City Properties geäußert, einem Wohnungsvermieter in deutschen Ballungszentren.
Aroundtown ist nicht zuletzt durch die Übernahme von TLG Immobilien, zu Europas größtem Büroimmobilienanbieter (44% des Bestands) aufgestiegen. Daneben sind die Berliner über ihre 50% Beteiligung an Grand City Properties (16,26 Euro; LU0775917882) stark in Wohnimmobilien (30%) investiert.
Im Schatten der Bundestagswahl sorgte der Volksentscheid in Berlin für Aufsehen, Unternehmen, die mehr als 3 000 Wohnungen besitzen und eine Gewinnerzielungsabsicht verfolgen, zu verstaatlichen. Grund genug, drei solcher Konzerne genauer zu betrachten.
Der Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties verzeichnet derzeit eine starke Nachfrage. Demnach legte das operative Ergebnis (Funds From Operations I) im 1. Hj. um rd. 3% auf 94,2 Mio. (Vj.: 91,5 Mio.) Euro zu – das entspricht der vierten Steigerung in einem 1. Hj. in Folge.
So hoch wie im Sommer 2018 kam Grand City bisher nicht wieder hinaus. Bei 24,40 Euro notierte damals die MDAX-Aktie (23,42 Euro; LU0775917882) – Allzeithoch. Im Frühjahr 2020 hätte der Sprung über diese Marke fast geklappt, aber Corona machte einen Strich durch Rechnung. Bei glatt 24,00 Euro war Schluss.
Stabil – so lässt sich die Börsenentwicklung von Grand City Properties gut zusammenfassen. Zwei Mal testete die MDAX-Aktie (21,58 Euro; LU0775917882) die Marke von 22,50 Euro, beide Male scheiterte sie an ihr. Nach unten ist das Papier aber im Bereich von 19,50 Euro ebenfalls gut abgesichert und so liegen PB-Leser seit unserer Erstempfehlung vom 20.5.20 knapp 11% im Gewinn. Stabil eben.
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Jetzt anmeldenEs lohnte sich, den Q3-Bericht von Grand City Properties etwas genauer anzuschauen, auch wenn er Anleger auf den ersten Blick sicher nicht vom Hocker riss: Der Umsatz sank in den ersten neun Monaten um 4% auf 401,2 Mio. Euro, die Funds From Operations (FFO) legten 1% auf 161,6 Mio. Euro zu und die Mieteinnahmen schrumpften um 2% auf 279,0 Mio. Euro.
Die Zurückhaltung von Christian Windfuhr schmeckte Anlegern gar nicht. Nachdem der CEO von Grand City Properties im Zuge der Q1-Zahlen die Jahresziele leicht senkte (vgl. PB v. 20.5.), hat er diese nun zu Wochenbeginn lediglich bestätigt. Marktteilnehmer hatten wohl auf eine Erhöhung gehofft. Nur so lässt sich der zunächst schwache Wochenstart der MDAX-Aktie (21,12 Euro; LU0775917882) erklären.
Die Corona-Pandemie habe grundsätzlich nur begrenzte Auswirkungen auf das operative Geschäft von Grand City Properties, betont CEO Christian Windfuhr bei der Vorlage der Q1-Zahlen zu Wochenbeginn.
Selbst eigentlich stabile Werte, wie Immobilien-Aktien, kommen in der Corona-Krise unter die Räder. Auch Grand City Properties traf es heftig, das MDAX-Papier (15,44 Euro; LU0775917882) brach seit Mitte Februar um 35% ein. Am Freitag (13.3.) wurde unsere Empfehlung vom 20.3.19 mit einem Verlust von fast 18% ausgestoppt.
Nach der sommerlichen Kursflaute, an der auch das Bundesverfassungsgericht mit seiner Entscheidung zur Mietpreisbremse wesentlichen Anteil hatte (vgl. PB v. 21.8.), geht es für Aktionäre von Grand City Properties wieder aufwärts. Die MDAX-Aktie (21,34 Euro; LU0775917882) legte seit Mitte September fast 12% zu. Bei einem 2020er-NAV von 24,87 Euro hat sie weiter Luft nach oben.
Die Fusion zwischen Aroundtown und TLG Immobilien wird konkreter (vgl. PB v. 4.9.). Am Sonntag (27.10.) gaben die beiden Immobilienkonzerne weitere Details zum Zusammenschluss bekannt.
Für schlechte Stimmung konnte die Einigung der Großen Koalition in Sachen Mietpreisbremse am späten Sonntagabend (18.8.) bei Grand City Properties nicht sorgen. Die Berliner halten an ihren Zielen für das Gj. fest, wie CEO Christian Windfuhr bei der Präsentation der Hj.-Zahlen am Montag darauf betonte.
In der vergangenen Woche sorgte Aroundtown für gehörigen Gesprächsstoff. Denn der Gewerbeimmobilien-Spezialist wird neuer Haupt- und Trikotsponsor bei Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Union Berlin.
Erst die Debatte um Enteignung, jetzt der „Mietendeckel“. Berlin sagt der Immobilienwirtschaft den Kampf an. Doch während Mieter dadurch noch gar nichts gewonnen haben, sind Anleger bereits jetzt die ersten Verlierer. Zwar ist der Deckel nur auf die Hauptstadt beschränkt und seine Verfassungsmäßigkeit dürfte noch geprüft werden. Doch die Unsicherheit ist groß und lässt die Aktienkurse von Wohnimmobilienkonzernen purzeln.
Die aktuelle öffentliche Diskussion um private Wohnimmobilienunternehmen dürfte durch das Geschäftsmodell von Grand City Properties weiter angeheizt werden. Denn der Konzern ist darauf spezialisiert, sanierungsbedürftige Immobilien aufzukaufen, zu renovieren und mit Aufschlag zu vermieten.
Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum nimmt nicht ab. Besonders in Großstädten ist ein Ende des jahrelangen Mietanstiegs nicht in Sicht. Davon profitiert Grand City Properties weiterhin.
Steigende Mieten lassen bei Grand City Properties die Kassen klingeln. Der auf Wohnimmobilien spezialisierte Konzern fokussiert sich entsprechend auf hochpreisigere Lagen. So haben die Luxemburger in den ersten neun Monaten dieses Jahres ihr Portfolio mit Wohnungen in Metropolen wie London, Frankfurt oder Berlin sowie mit Neubauprojekten verstärkt.
Um 2,7% gestiegene Mietpreise haben Grand City Properties ein erfreuliches Hj.-Ergebnis beschert. Dank Investitionen in teurere Lagen kombiniert mit einer Reduzierung des Leerstandes wuchsen die Mieteinnahmen auf 181,7 Mio. Euro (+14%). Der Gesamtumsatz des MDAX-Konzerns kletterte auf 268,5 Mio. Euro (+11,8%).
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