Exklusiv

Fünf Fragen an Formycon-CFO Enno Spillner

Der Biosimilar-Entwickler Formycon hat am Montag (17.2.) Nachrichten zu drei seiner Wirkstoffe veröffentlicht, deren Bedeutung sich nicht sofort erschließt. Wir haben bei Formycon-CFO Enno Spillner nachgefragt.

Klaus Brune,
Formycon CFO Enno Spillner
Formycon CFO Enno Spillner © Formycon

Herr Spillner, gehen wir die einzelnen Teile der am Montag von Formycon veröffentlichten News doch einmal durch. Zunächst haben Sie eine Abschreibung auf FYB201 angekündigt, ein seit Ende 2022 erhältliches Biosimilar zur Bekämpfung der feuchten Makuladegeneration. Ihr Partner in den USA spricht von Preiserosion und erwägt einen Wechsel der Verkaufsstrategie. Was genau ist geplant?

„Es gibt verschiedene Strategien, um den Preis für einen Wirkstoff zu stabilisieren. Eine davon ist es, ein Produkt zeitweise vom Markt zu nehmen, wenn der Abschlag zu hoch wird. Das plant voraussichtlich unser Partner Sandoz bei FYB201. Da die Wettbewerbssituation bei diesem Wirkstoff überschaubar ist, ist das Risiko, dadurch langfristig Marktanteile zu verlieren, überschaubar.“

Auch bei FYB202, einem Schuppenflechte-Biosimilar, das gerade vor der Markteinführung steht, gibt es Bewegung bei den Preisen. Was genau ist da passiert und wie betrifft das Formycon?

„Unser Partner Fresenius Kabi beobachtet gerade, dass die Preise für diesen Wirkstoff kurz vor unserem Launch Date am 22. Februar spürbar unter Druck geraten sind. Von daher müssen wir die Werte überarbeiten, die wir aus unseren bisherigen Modellen für die Markteinführung in unserer Bilanz haben.“

Haben diese beiden bilanziellen Abschreibungen Auswirkungen auf die Ende März zu veröffentlichen Jahreszahlen für 2024, insbesondere auf die Guidance für Umsatz und EBITDA?

„Beide Abschreibungen sind nicht cash-relevant; beide berühren nicht unsere KPIs, für die wir für 2024 eine Guidance herausgegeben haben. Das Nettoergebnis wird aber negativ von den außerordentlichen Abschreibungen beeinflusst werden.“

Neben diesen beiden Belastungen haben Sie am Montag auch eine finanzielle Entlastung angekündigt. Was passiert bei FYB206, einem Biosimilar, das sich in der entscheidenden Prüfungsphase III befindet und mit dem Keytruda von Merck in der Behandlung ersetzt werden kann?

„Die FDA hat uns ein sehr positives Feedback in den laufenden Gesprächen gegeben und avisiert, sie wäre damit einverstanden, wenn wir Phase III stoppen und bestimmte Anforderungen auf andere Weise erfüllt werden. Wir sind sehr optimistisch, auch ohne die finalen Daten der Phase III-Studie die Zulassung für FYB206 in den USA zu erhalten.

Es fällt ein hoher zweistelliger Millionen-Betrag an Investitionen weg, verteilt auf die angedachte Dauer der Studie bis spätestens 2028. Natürlich wird der größte Brocken der Einsparungen kurz- und mittelfristiger Natur sein.“

Haben die jüngsten Entwicklungen eine Auswirkung auf die Guidance von Formycon für 2025, die mit den 2024er-Jahresergebnissen am 27.3. veröffentlicht werden soll?

„Wir haben noch keine Guidance für 2025 veröffentlicht und sind jetzt in dem Prozess, diese auf Basis der neuen Erkenntnisse zu erstellen. Unser grundsätzliches Ziel, mittelfristig profitabel zu sein, bleibt unverändert bestehen. Wir werden aber bei unserer Guidance für 2025 eventuell etwas zurückhaltender sein als ursprünglich geplant, weil die erwartbaren Umsätze für FYB201 am kurzen Ende deutlich geringer sein werden und wir bei FYB202 beobachten müssen, wie das Produkt jetzt tatsächlich auf dem Markt startet.“

Herr Spillner, wir bedanken uns für das Gespräch. 

Das Gespräch haben wir am 17.2.2025 geführt.

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