Medizintechnik

Fresenius – Hoch geht‘s auf der Bewertungsleiter

Beim Gesundheitskonzern Fresenius sind Anleger derzeit bereit, für die Aktie einen höheren Preis zu zahlen. Dadurch klettert das DAX-Papier auf der Bewertungstreppe nach oben. Wir erklären, woran das liegt.

von Klaus Brune,
Fresenius Haupteingang in Bad Homburg
Fresenius Haupteingang in Bad Homburg © AdobeStock

Schon früh hatten wir analysiert, dass die Handschrift des im Oktober 2022 angetretenen neuen Vorstandschefs Michael Sen bei Fresenius erkennbar wird. Doch genauso früh hatten wir moniert, dass der durch sein Projektgeschäft sehr wechselhafte Krankenhaus-Dienstleister Vamed nicht zu den Bad Homburgern passt. Hier hat Sen im Laufe der Zeit geliefert: Erst wurden das Österreich-Geschäft an ein Konsortium aus unserem Musterdepotwert Porr und Strabag verkauft, dann 67% am Rehabilitationsgeschäft an die PE-Gruppe PAI und Anfang Februar das internationale Projektgeschäft der Vamed an die Worldwide Health Group veräußert. „Mission (fast) accomplished“, könnte man sagen.

Hinzu kommen stetige operative Verbesserungen. Mit den erneut über den Erwartungen liegenden Q3-Zahlen von Anfang November wurde die Guidance für Umsatz (wb. +6 bis 8%) und EBIT (wb. +8 bis 11%) erhöht. Noch wichtiger für uns: Nach mauen Jahren wird die Kapitalrendite (ROIC) 2024 wohl die Zielspanne von 6 bis 8% erreichen, der Verschuldungsgrad soll bis Ende 2024 auf das untere Ende des Zielkorridors von 3,0x bis 3,5x EBITDA fallen (per Ende September: 3,24x EBITDA).

Die Analysten haben die höhere Guidance zwar schon auf ihrem Zettel für die am 26.2. anstehenden Jahreszahlen. Aber es gibt Hoffnung auf noch bessere Zahlen. Bislang steht der Konsens für 2024 am oberen Ende der Erwartungen; kommen Ende Februar gute Zahlen, könnten die Berechnungen der Analysten für die Folgejahre nach oben angepasst werden.

Der geglückte Umbau und die operativen Fortschritte lassen die Aktie (37,80 Euro; DE0005785604) jedenfalls gerade auf ein neues Bewertungsniveau klettern: Mitte Februar liegt das 12-Monats-Forward-KGV bei gut 11 (genau gesagt bei 11,4). Im letzten stabilen Bewertungsband von August 2024 bis Anfang Februar 2025 lag das durchschnittliche KGV gut 10% darunter. Weil die EPS-Schätzungen kaum gestiegen sind, ist der Anstieg nahezu vollständig preisgetrieben, also von der Bereitschaft der Anleger geprägt, mehr für die Fresenius-Aktie zu zahlen. Den vorherigen Kletterschritt auf der Bewertungsleiter (von September 2023 bis Juli 2024 lag das durchschnittliche 12-Monats-Forward-KGV bei 8,9) hat Sen durch den geglückten Umbau und operative Erfolge rechtfertigen können. Zur alten Wachstums- und Gewinnstärke hat Fresenius durchaus noch Luft: Sen könnte es also noch einmal richten.

Fresenius bleibt ein Kauf. Stopp hoch auf 26,50 (zuvor: 23,25) Euro und damit näher an unseren Einstiegskurs bei 28,02 Euro.

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