Formycon – Hiobsbotschaften, aber übertriebene Reaktion

Bei dem bereits seit Ende 2022 auf dem Markt befindlichen Lucentis-Biosimilar FYB201 denkt Vertriebspartner Sandoz über eine temporäre Marktrücknahme in den USA nach. Grund sind unerwartet hohe Preisnachlässe. Laut Spillner ist das Risiko langfristiger Marktanteilsverluste „angesichts einer überschaubaren Wettbewerbssituation“ zwar begrenzt. Jedoch muss Formycon eine nicht cash-wirksame Abschreibung im hoch einstelligen bis niedrig zweistelligen Millionen-Euro-Bereich vornehmen.
FYB202, das am 22.2. in den USA eingeführt wird, leidet nach Angaben des Vertriebspartners Fresenius Kabi ebenfalls unter zunehmendem Preisdruck. „Von daher müssen wir die Werte überarbeiten, die wir aus unseren bisherigen Modellen für die Markteinführung in unserer Bilanz haben.“ Formycon veranschlagt für das Schuppenflechte-Biosimilar, das dem Markenpräparat Stelara der Johnson&Johnson-Tochter Janssen Konkurrenz macht, eine nicht cash-wirksame Abschreibung im hoch zweistelligen bis knapp dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Trotz dieser Anpassung bleibt das Asset nach unseren Kalkulationen mit gut 300 Mio. Euro werthaltig.
Positiv ist hingegen die Entwicklung bei FYB206, dem Keytruda-Biosimilar in Phase III der klinischen Studien. Nach positiven Gesprächen mit der FDA stoppt Formycon freiwillig das Phase-III-Programm. Spillner zeigt sich optimistisch, auch ohne finale Studiendaten die Zulassung zu erhalten. Der Stopp spart einen hohen zweistelligen Millionenbetrag, primär in den kommenden Jahren.
Die News belasten Formycons Geschäftsmodell, doch die Pipeline bleibt vielversprechend. FYB201 ist wirtschaftlich weniger relevant. FYB202 bedeutet einen finanziellen Rückschlag, aber die langfristige Werthaltigkeit bleibt bestehen. Die starke Entwicklung von FYB206 bestätigt die Forschungsstärke.
Der 30%-Abschlag bei der Aktie (32,70 Euro; DE000A1EWVY8) erscheint uns übertrieben. Analysten reduzieren die 2025er-Gewinnschätzungen um 25%, lassen die 2026er aber unverändert. Das 2025er-KGV liegt bei 150, sinkt 2026 aber auf 8. Für weiterführende Informationen empfehlen wir unser digital verfügbares Interview „Fünf Fragen an Formycon-CFO Enno Spillner“.
Wir steigen bei Formycon ein. Stopp: 24,30 Euro.