Prüfstand

Drägerwerk schafft Basis für Turnaround

Nur wenige schaffen es, mit ihren Produkten dem Markt einen Stempel aufzudrücken. Drägerwerk gehört dazu: Noch heute werden in den USA Mitarbeiter des Rettungswesens im Bergbau auf Grund der Atemschutzgeräte der Drägerwerke als „Drägermen“ bezeichnet.

Drägerwerk Otto Roth (Dritter v.l.) mit Roth-Dräger-Narkoseapparat, 1902
Drägerwerk Otto Roth (Dritter v.l.) mit Roth-Dräger-Narkoseapparat, 1902 © Drägerwerk AG

Dabei ist der Konzern mit weltweit über 14 000 Mitarbeitern inzwischen neben der Sicherheits- auch noch in der Medizintechnik unterwegs. Zu den Atemschutzgeräten und Gasmesssystemen kommen inzwischen auch Beatmungsgeräte und Systeme zur Patientenüberwachung. Alles grundsolide und sehr stabile Bereiche. Doch die an der Börse notierten Vorzüge (46,20 Euro; DE0005550636) sind in den vergangenen fünf Jahren von 123,70 auf unter 50,00 Euro eingebrochen. Der Familienkonzern produziert zu teuer und hatte mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. Das Ergebnis: Bei relativ stabilen Umsätzen ist die EBITDA-Marge 2018 auf nur noch 5,7% gesunken, nachdem sie im Schnitt der Jahre 2010 bis 2014 noch bei stolzen 11,5% lag.

Zumindest bei den Personalkosten, die 2018 um 4% gegenüber dem Vorjahr zulegten, hat Konzernchef Stefan Dräger jetzt einen ersten Erfolg erzielt. Mit dem Betriebsrat wurde ein Verzicht auf Tariferhöhungen in den kommenden drei Jahren vereinbart. Die Maßnahmen, die ganz in der auf Interessenausgleich bedachten Tradition des Unternehmens stehen, werten wir als wichtigen ersten Schritt in die richtige Richtung, dem allerdings noch weitere folgen müssen. Denn die Personalaufwandsquote ist mit gut 40% zu hoch. Viel wird jetzt von den Zahlen zum Q3 abhängen, die die Lübecker am 30.10. vorlegen. Hoffnung für das traditionell ohnehin stärkere 2. Hj. macht dabei ein zur Jahresmitte um 3,1% höherer Auftragseingang. Wir setzen darauf, dass Drägerwerk der operative Turnaround gelingt. Unterstützung bekommt die Vz.-Aktie, die mit einem 2020er-KGV von 16 bewertet ist, durch ein für November angekündigtes Aktienrückkaufprogramm.

Wir empfehlen daher Drägerwerk wieder zum Kauf. Den Stopp platzieren wir bei 36,25 Euro.

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