Sentiment

Die große Rotation – Was der Regimewechsel für Anleger bedeutet

Die unangefochtene Dominanz der US-Märkte gerät ins Wanken. Mit dem Amtsantritt von Donald Trump begann eine Kapitalrotation, die sich nun beschleunigt. Ein solcher Regimewechsel stellt sich in der Regel nur einmal pro Jahrzehnt ein – für Anleger wird das Folgen haben.

David Giesecke,
Weltkarte mit Pfeilen
Weltkarte mit Pfeilen © cc0

Der Dollar-Index ist seit Jahresbeginn um über 4% gefallen. Kapital fließt in großem Stil aus den USA ab, während Europa nach langer Tristesse ins Rampenlicht rückt. Lange unangefochtene Technologieaktien kamen zuletzt unter Druck und defensive Aktien schlagen zyklische. Wir erleben einen umfassenden Regimewechsel.

Bemerkenswert ist, dass die US-Märkte trotz des nachgebenden Dollars unter Druck stehen – normalerweise wirkt ein schwacher Greenback unterstützend. Ähnlich ungewöhnlich ist, dass wir fallende Renditen von US-Staatsanleihen erleben, während gleichzeitig Technologieaktien korrigieren. Beides deutet auf fundamentale Veränderungen hin.

Das hat natürlich auch mit einer veränderten Handels- und Wirtschaftspolitik der USA zu tun. Unter Präsident Joe Biden kam nach „Trump 1.0“ wieder Ruhe in die US-Handelspolitik, während Fiskalmaßnahmen die Wirtschaft weiter befeuerten. Unter „Trump 2.0“ stehen dagegen Einsparungen und Zölle im Vordergrund. Beides bremst die Wirtschaft aus, was nun auch Investoren zu spüren bekommen.

Regimewechsel dieser Art finden meist nur einmal pro Jahrzehnt statt. Ähnlich war es in den 2000er-Jahren, als sich die Anleger von den überbewerteten US-Internetaktien abwandten und ihr Kapital massiv in niedrig bewertete Value-Aktien sowie in europäische Märkte und Schwellenländer umschichteten. Auch damals wurde der DAX schnell zum neuen Liebling der US-Anleger.

Die Ratio-Charts zwischen Value und Growth sowie zwischen Industrie- und Schwellenländern liegen immer noch nahe an den historischen Extremwerten und warten förmlich auf eine weitere „Rückkehr zur Mitte“ – zugunsten von Value, Europa sowie Schwellenländern.

Vor diesem Hintergrund könnte sich die laufende Neubewertung noch fortsetzen, zumal US-Aktien immer noch rund 74% des MSCI World ausmachen und weiterhin massive Bewertungsaufschläge zu ihren internationalen Konkurrenten aufweisen.

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