Deutsche Nebenwerte – Historische Einstiegschance?
Die vergangenen Jahre waren für deutsche Nebenwerte herausfordernd: Pandemie, Inflation und steigende Zinsen setzten ihnen zu. Negative Schlagzeilen über die schwächelnde deutsche Wirtschaft verschärfen die Lage zusätzlich. Seit vier Jahren hinken Small Caps den Blue Chips hinterher. Auch 2024 zeigt sich das Bild unverändert: Während der DAX bisher um 21% zulegen konnte, schaffte der SDAX lediglich ein Plus von 0,7%. Der MDAX liegt sogar 2,5% im Minus.
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis des MSCI Germany Small Cap, der 96 mittelständische Unternehmen abbildet, beträgt dabei aktuell 1,0x – ein seltener Tiefstand. Zum Vergleich: Im Februar 2021 lag es bei 2,3x, vor der Finanzkrise 2007 bei 3,0x und zur Dotcom-Zeit 2001 sogar bei 3,4x.
Laut Aletheia Capital markierten ähnliche Bewertungsniveaus in der Vergangenheit oft den Wendepunkt. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase 2003 und der Finanzkrise 2009 folgte jeweils eine kräftige Erholung der Small Caps. Ein Ausreißer war jedoch der September 2022: Trotz eines historischen Tiefstands von 0,9x blieb die Erholung aus – bedingt durch die anhaltend hohe Inflation und eine straffe Zinspolitik.
Inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen jedoch grundlegend verändert. Die Inflation ist weitgehend unter Kontrolle, und die Europäische Zentralbank hat einen Zinssenkungszyklus eingeleitet – ein Vorteil für Small Caps mit höherem Finanzierungsbedarf. Gleichzeitig zeigt die Gewinnentwicklung kleiner Unternehmen positive Signale: Die Deutsche Bank prognostiziert für die 200 kleinsten Unternehmen im Stoxx Europe 600 im vierten Quartal ein Gewinnwachstum von 25%. Noch vor einem Jahr mussten diese Unternehmen einen Rückgang von 40% verkraften.
Für langfristig orientierte Anleger könnte daher jetzt der richtige Zeitpunkt sein, einen genaueren Blick auf deutsche Small Caps zu werfen.