Sentiment

DAX über 20.000. Und jetzt?

In Deutschland knackt der DAX die nächste runde Marke, in den USA erreicht der S&P 500 das 54. Rekordhoch des Jahres. Was die Anleger dabei unter-, und was sie überschätzen.

von Klaus Brune,
Bull next to a stock market graph. Generative AI.
© AdobeStock

In Deutschland übertraf der Leitindex am Dienstag (3.12.) im frühen Geschäft die Rekordmarke von 20.000 Punkten, nachdem der Markt schon im November mit +2,9% noch stärker als im Schnitt der letzten 38 Jahre üblich (+2,7%) gestiegen war. Die Jahresendrally läuft, und auch für Dezember (+2,3%) bis April (+2,5%) sieht es saisonal stark aus.

Doch unterhalb des DAX spürt man die Unsicherheit: Der MDAX blieb im November unverändert, und der SDAX konnte mit +1,5% nur einen kleinen Teil der Oktober-Verluste (-5,6%) aufholen. Die Stimmung bleibt verhalten, auch wenn die Bewertungen attraktiv sind. Laut LBBW liegt das 12-Monats-Forward-KGV des DAX mit 12,5 trotz des Rekordniveaus des Index genau auf dem langjährigen Schnitt.

Jenseits des Atlantiks herrscht ein anderes Bild. Hier glich der November einer Party, die gerade so richtig in Schwung kommt. Der S&P 500 stieg um beeindruckende 5,7%, wobei die mittelgroßen (S&P 400 Midcap: +8,7%) und kleinen Unternehmen (S&P 600 Small Cap: +10,8%) so stark zulegten wie seit Jahren nicht mehr in einem Monat. Dahinter steckt das Kalkül, dass US-amerikanische Unternehmen mit starkem Inlandsgeschäft von der „America First“-Politik des designierten Präsidenten Donald Trump künftig noch stärker profitieren werden.

Doch jede Party birgt das Risiko eines Katers, wenn man nicht aufpasst. Die Bewertung der US-Märkte ist hoch. Der S&P 500 liegt mit einem KGV von 22 über sämtlichen Durchschnitten der letzten 25 Jahre. Und die Titel des S&P 600 Small Cap sind mit einem KGV von 18 längst nicht mehr so stark unterbewertet wie etwa im September (14).

Klar, die Gewinnerwartungen in den USA übertreffen diejenigen Europas, wo Regierungskrisen in Frankreich und Deutschland den Reformstau noch weiter zementieren. Doch Anleger scheinen derzeit die Risiken der protektionistischen Trump-Politik zu unterschätzen und gleichzeitig zu überschätzen, wie stark höhere Gewinne die Bewertungs-Multiples noch treiben können.

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