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Blue Cap – Nebenwert mit Dividendencharme

Blue Cap fliegt eigentlich sehr tief unter unserem Radar. Ein Interview mit CEO Henning von Kottwitz und eine besondere Situation lässt uns dennoch einen Blick auf den Turnaround-Spezialisten werfen.

von Klaus Brune,
Blue Cap-CEO Henning von Kottwitz
Blue Cap-CEO Henning von Kottwitz © Blue Cap AG

Die Münchner zählen zu den 15 größten Beteiligungsgesellschaften in Deutschland, rangieren mit einer Marktkapitalisierung von lediglich 71 Mio. Euro aber im hinteren Drittel. Daran möchte von Kottwitz gerne etwas ändern: „Eine Marktkapitalisierung von 200 Mio. Euro ist unser ganz klares Wachstumsziel“, erklärt er uns im PLATOW-Exklusivinterview.

Dazu sind natürlich auch Zukäufe notwendig, und an denen fehlt es seit unserer letzten Besprechung in PB v. 28.10.22. „Wir haben aktuell eine Handvoll interessanter Kandidaten auf dem Tisch. Unser Ziel ist es, je nach Größe etwa zwei Unternehmen zuzukaufen.“

Auch wenn von Kottwitz es nicht explizit sagt: Hinter der Untätigkeit der letzten Jahre auf der Kaufseite steckt ein Strategiewechsel. Sein Vorgänger Tobias Hoffmann-Becking empfand das Portfolio zu „Industrie-lastig“ und wollte stärker in Dienstleistungen gehen. Doch genau dieser Bereich (25% der Konzernerlöse) performt auch nach zwei Jahren nicht besonders (EBITDA-Marge: 3,8%). Das Geschäft mit Plastik (42%; Marge: 12,5%) und Klebstoffen (31%; Marge: 9,5%) läuft besser.

Denn in diesen industrienahen Branchen kennen sich die Münchner aus und schaffen es, Werte zu steigern. Folglich erwarten wir auch hier demnächst Nachrichten auf der Kaufseite. Hilfreich dürfte dabei sein, dass die Preise in diesen Segmenten inzwischen deutlich zurückgekommen sind und bei nur noch etwa dem 4- bis 7-fachen EBITDA liegen. Immerhin hat es von Kottwitz geschafft, Ende 2024 zwei Exits über die Ziellinie zu schieben. Die kleine Portfoliogesellschaft Nokra wurde ebenso wie Neschen deutlich über ihrem in den Büchern stehenden Wert verkauft. Laut von Kottwitz ergab sich ein Multiple von gut 6 (Nokra) bzw. 8 (Neschen) auf das ursprünglich eingesetzte Kapital.

An den beiden erfolgreichen Verkäufen sollen auch die Anleger beteiligt werden. Denn Blue Cap will immer eine Dividendenrendite von 3 bis 4% als Grunddividende zahlen (zuletzt jeweils etwa 3,7%, auch für das Verlustjahr 2023) plus eine Sonderdividende bei Beteiligungsverkäufen. Analysten gehen daher für 2024 von einer Dividende von etwa 0,90 Euro je Aktie (15,30 Euro; DE000A0JM2M1) aus, was einer Rendite von 5,7% entspräche. Das kann für Dividendenjäger ebenso interessant sein wie für andere Anleger der aktuelle Discount zum NAV, der mit etwa 40% doppelt so hoch ist wie branchenüblich. Aber Achtung: Der Handel in dem kleinen Nebenwert ist sehr eng und Hauptaktionär PartnerFonds hat angekündigt, sich „kursschonend“ von seinem 27,1%-Paket trennen zu wollen.

Risikobewusste Anleger steigen dennoch bei Blue Cap ein. Stopp: 11,50 Euro.

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