Versandhandel

Amazon wird autonomer

Jeff Bezos wollte Zoox unbedingt. Für den Spezialisten von Technologien für autonomes Fahren zahlt der Amazon-Chef dem Vernehmen nach gut das Doppelte wie Anfang 2019 für Aurora, als er sich den Einstieg in diesen Markt für rd. 530 Mio. US-Dollar sicherte.

Amazon Hub
Amazon Hub © Amazon

Das Ziel ist klar: Der Versandriese will seine Pakete in naher Zukunft mit einer eigenen Flotte zu festen Verteilzentren oder sogar direkt zum Kunden bringen und die Abhängigkeit etwa von UPS verringern. Der erste Aufschrei aber kam von Elon Musk: Der Tesla-Boss beschimpfte Bezos per Twitter als „Trittbrettfahrer“, fürchtet aber wohl in erster Linie die Konkurrenz durch seinen ziemlich besten Feind beim Aufbau und Betrieb einer Robo-Taxiflotte.

Denn die Investition in Zoox ist nach unserer Einschätzung jeden Cent wert. Das 2014 gegründete Startup gilt derzeit als die heißeste Wette darauf, wer beim autonomen Fahrzeug der Zukunft vorne dabei sein wird. Nimmt Amazon mit Hilfe der Kalifornier, deren Test-Taxis in San Francisco und damit direkt vor der Nase von Musk ihre Runden drehen, die Auslieferung der Pakete in die eigene Wertschöpfungskette, so ist der gerade wieder verliehene Titel „wertvollste Marke der Welt“ wohl auf Dauer gesichert. Die Finanzierung der Übernahme ist angesichts liquider Mittel von 27,2 Mrd. Dollar (per 31.3.) jedenfalls ein Pappenstiel. Die Eigenkapitalquote von rd. 28% sowie ein freier Barmittelzufluss von fast 40 Mrd. Dollar pro Jahr zwingen Bezos fast zum Investieren.

Die Nasdaq-Aktie (3 040,71 Dollar; US0231351067) kletterte am Dienstag (7.7.) auf ein Allzeithoch, hat dabei aber noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Der Umsatz steigt pro Jahr um mehr als 20%, beim EBIT sind es über 30%. Corona hat zwar durch höhere Kosten für Masken und Tests zusammen mit den ohnehin anstehenden Investitionen in die noch schnellere Auslieferung der Waren für einen Knick gesorgt, der auch in den am 23.7. anstehenden Q2-Zahlen deutlich sichtbar werden dürfte. Doch es wird eine kurze Delle bleiben. Zur Bewertung sollten daher nicht das diesjährige KGV von 78, sondern eher die Messwerte der Folgejahre und ihre Tendenz (2021: 57; 2022: 41) herangezogen werden.

Amazon bleibt ein klarer Kauf. Unser Stopp wandert auf die 200-Tage-Linie bei 2030,00 Dollar.

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