Deutsche Aktien

Altersvorsorge – Das Ende einer Ära

Würden Sie einem mittelmäßig geführten, hoch verschuldeten Unternehmen Geld dafür bezahlen, dass Sie ihm Geld leihen dürfen? Vermutlich würden Sie das schön bleiben lassen. Oder etwa doch nicht?

Fakt ist, dass der deutsche Staat für viele neue Staatsanleihen keine Zinsen mehr zahlen muss. Stattdessen wird er für zahlreiche Laufzeiten mittlerweile dafür vergütet, überhaupt Festverzinsliche anzubieten. Europaweit wird inzwischen ein Anleihevolumen von rund 1,4 Billionen Euro mit Negativverzinsung gehandelt. Offensichtlich handelt es sich also nicht nur um ein paar Verwirrte, die den Zusammenhang zwischen Zins und Risiko irgendwie nicht verstanden haben.

Gewiss unterliegen viele Akteure als institutionelle Investoren Zwängen und es sind schlechtere Schuldner als der deutsche Staat denkbar. Aber ist es wirklich rational, wenn die einzige Hoffnung auf eine positive Rendite darin besteht, die Anleihen vor ihrem Laufzeitende einem noch Dümmeren zu noch absurderen Kursen anzudrehen („greater fool theory“)?

Während die Konsequenzen für die überschuldeten Staatshaushalte Finanzminister mit der Zunge schnalzen lassen, stehen die Verlierer von morgen bereits fest: risikoscheue Anleger, die eigenständig Altersvorsorge betreiben. Denn „Fixed Income“ gibt es kaum noch, womit Sparbücher oder Kapitallebensversicherungen à la longue nutzlos werden.

Wenn die Rentner aber aus ihrem angesparten Vermögen keine Zinseinkünfte mehr erzielen, bleiben nur zwei Auswege: Sie verzehren das Kapital im Alter oder weichen auf riskantere Anlagen aus, die noch halbwegs einträgliche Ertragsströme generieren. Variante 1 wäre negativ für den Aktienmarkt, Variante 2 positiv. Das Vorzeichen des Gesamteffekts ist unklar. Gesichert ist dagegen, dass sich bei der Altersvorsorge eine epochale Umwälzung vollzieht, deren Tragweite sich viele Anleger noch gar nicht bewusst sind.

Herzlichst Ihr
Platow Team

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