Airbus, MTU Aero – In der Luftfahrt gibt es nur Verlierer

Die neuen Importzölle betreffen auch Flugzeuge und deren Komponente, die bislang weitestgehend von Handelsbeschränkungen verschont waren. Zwar verhängte Donald Trump bereits während seiner ersten Amtszeit Zölle auf europäische Flugzeuge von bis zu 15%, diese wurden aber 2021 im Rahmen eines Abkommens zwischen der EU und den USA wieder ausgesetzt.
Das macht auch Sinn, da die Luftfahrtindustrien beider Seiten stark miteinander verflochten sind. Vor allem der Triebwerksbereich ist auf internationale Zusammenarbeit angewiesen. Der nach Stückzahlen gemessen weltweit größte Triebwerkshersteller CFM International ist ein 50/50 Joint Venture zwischen dem französischen Konzern Safran und GE Aerospace aus den USA und zählt zu den wichtigsten Zulieferern für Airbus und Boeing. Airbus ist zudem Großkunde vom Triebwerkhersteller Pratt & Whitney, im Besitz der US-amerikanischen RTX-Gruppe, die wiederum eng mit MTU kooperiert.
Bedingt durch die globalen Triebwerks-Lieferketten wirken sich Zölle auf sämtliche Flugzeugkosten aus, was folglich die Kosten der Fluggesellschaften in die Höhe treiben würde. Im nächsten Schritt dürften die Ticketpreise steigen, wie Ryanair CEO Michael O‘Leary jüngst bereits andeutete. Die US-amerikanische Delta Air Lines kündigte am Mittwoch (9.4.) sogar an, alle mit Zöllen belegten Auslieferungen aufschieben zu wollen.
Erholung der Lieferketten droht zu ersticken
Der Handelskonflikt trifft die Branche zu einer ungünstigen Zeit, da sich die Lieferketten noch immer nicht vollständig von der COVID-19-Pandemie erholt haben. Anhaltende Engpässe bei Triebwerken und Flugzeugstrukturen haben die Produktionsziele von Airbus in den letzten Jahren beeinträchtigt. Als Antwort wurde die Zuliefererbasis weiter diversifiziert und das Lieferkettenmanagement kontinuierlich verbessert. Mit ca. 8.000 direkten und 18.000 indirekten Zulieferern aus über 100 Ländern ist die internationale Abhängigkeit aber weiterhin hoch. Somit könnte die langsame Erholung auf Produktionsseite schon bald wieder erstickt werden. Vor einigen Tagen kamen nämlich noch gute Nachrichten vom weltweit größten Flugzeugbauer Airbus.
Die 71 Maschinen im März waren die höchste Auslieferungszahl für einen Märzmonat seit 2022. Im Q1 2025 wurde gleichwohl ein Rückgang um 4% gegenüber Vorjahr auf 136 Maschinen verbucht. Seine Pläne, 2025 insgesamt 820 Flugzeuge (2024: 766) ausliefern zu wollen, hat CEO Guillaume Faury aber bislang noch nicht geändert. Erst im März warnte er davor, dass Zölle beiden Seiten schaden würden und Airbus gezwungen sein könnte, Lieferungen an nicht-amerikanische Kunde zu priorisieren. Bekanntlich sind die Auftragsbücher gut gefüllt und die Produktion auf Jahre hinweg ausgebucht.
Sein Kollege Lars Wagner von MTU unterstrich erst neulich sein langfristiges Engagement auf dem nordamerikanischen Markt und kündigte an, dort die Wartungskapazitäten ausbauen zu wollen. Wie bereits erwähnt ist MTU eng mit Pratt & Whitney aber auch mit GE verbunden. Wagner ging bis zuletzt davon aus, dass die Branche von neuen Zöllen der US-Regierung verschont bleiben würde, da diese zuerst der Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen sowie den US-Fluggesellschaften schaden. Dass er seine angepeilte Umsatzprognose von 8,7 bis 8,9 Mrd. Euro für 2025 einhalten kann, ist nicht zuletzt wegen der rasanten Abschwächung des US-Dollars unwahrscheinlich geworden. Die meisten Verträge in der Luftfahrt werden in der US-Währung abgerechnet.
Wachstumspotenzial im Militärgeschäft
Positive Impuls zeichnen sich dagegen im Militärbereich ab, der sowohl bei Airbus als auch bei MTU momentan für ca. 10 bis 15% des jeweiligen Konzernumsatzes steht. MTU hat langjährige enge Beziehungen zur Bundeswehr und liefert z.B. Triebwerke für den Eurofighter und den Tornado. Airbus hat eine starke Position bei militärischen Transportflugzeugen, Kampflugzeugen und Hubschraubern. Außerdem soll zusammen mit Thales und Leonardo ein europäisches Raumfahrtprojekt ins Leben gerufen werden, um u.a. mit Elon Musks Starlink zu konkurrieren. Die signifikante Aufrüstung der europäischen NATO-Staaten sollte also auch Airbus und MTU spürbar zugutekommen.
Die Aktien von Airbus (135,64 Euro; NL0000235190) und MTU (269,60 Euro; DE000A0D9PT0) haben im letzten Monat 17% bzw. 13% an Wert verloren. Angesichts der großen Ungewissheit ist das verständlich und die geopolitische Risiken finden bei Investoren zunehmend Beachtung. Nachdem wir bei Airbus bereits im Dezember auf Halten stuften, machen wir gleiches nun auch bei MTU.
Bereits engagierte Leser bleiben investiert und sichern ihre Positionen mit unveränderten Stopps bei 119,50 Euro (Airbus) bzw. 244,90 Euro (MTU) ab.
In der Serie Sektorüberblick erschienene Artikel:
Pharmabranche hat die Anti-Trump-Zoll-Pille
Bau- und Infrastruktur – Welche Rolle spielt der Zollkonflikt?
Wie US-Zölle dem Konsum schaden
Hensoldt, Rheinmetall, Renk – Gewappnet für den Handelskrieg?