Bei Geschlossenen Fonds war 2012 das schlechteste Jahr überhaupt

Anfang der Woche stellte Wolfgang Kubatzki, Immobilien- und Fonds-Chef bei Feri Euro Rating Services, das Zahlenwerk zur Fondsplatzierung des vergangenen Jahres vor. Feri hatte vor einigen Jahren die „Loipfinger-Studie“ übernommen und führt sie fort. Das Zahlenwerk erfasst aus Tradition auch Initiatoren, die nicht Verbandsmitglied sind und nicht an den Fondsverband VGF melden.

Den Trend, der von den Verbandsmitgliedern hinreichend repräsentiert wird, hatte der VGF auf dem Summit Anfang Februar berichtet (PLATOW Immobilien vom 8.2.). Seit Beginn der Markterhebung durch Stefan Loipfinger 1993 hat es nie ein schlechteres Fondsjahr als 2012 gegeben. Vor dem Sonder-AfA-Boom waren Geschlossene Fonds Nischenprodukte im Anlageuniversum der Privatanleger, so Kubatzki.

Mit der Steuerförderung der Neuen Bundesländer erreichte das insgesamt eingeworbene Eigenkapital bis 1998 bis zu 13 Mrd. Euro. Das konnte mit Schiffsschwerpunkt 2004 und 2008 wieder erreicht werden. 2012 reduzierten sich in der Feri-Abgrenzung das insgesamt platzierte Fondsvolumens nach den Vorjahreseinbrüchen noch einmal um 36,1% auf 6,33 Mrd. Euro und das Eigenkapital um 34% auf 3,8 Mrd. Euro. Immobilien schnitten dabei vergleichsweise gut ab, auch wenn sie in der langen Zeitreihe den allgemeinen Trend gut abbilden. Laut Feri wurden 1,41 Mrd. Euro Eigenkapital für Deutschland-Immobilienfonds eingesammelt. Das Fondsvolumen erreichte 2,28 Mio. Euro. Auf 0,63 Mrd. Euro Eigenkapital und 0,94 Mrd. Euro Fondsvolumen kamen Auslandsimmobilienfonds. Bei Deutschlandfonds machten Büros 30,4%, Wohnen 16,9%, Handel 17,7% und Sozialimmobilien 11,9% aus. Die Ursache für den Rückgang der Absatzzahlen 2012 sieht Feri in der Diskussion um die Umsetzung der AIFM-Richtlinie. Für 2013 gibt es deutliche Anzeichen einer Marktbereinigung durch die erwartete Einführung des Kapitalanlagegesetzbuchs.

Der 5-Jahres-Vergleich der damaligen Matadore zeigt erschütternde Ergebnisse. Die Fondsaktiengesellschaften MPC, HCI sowie Lloyd Fonds kämpfen um ihre Existenz und sind praktisch vom Markt. KGAL hat sich ebenso wie die jeweilige Deutsche Bank-Tochter gezehntelt. Die IVG dürfte durch institutionelles Geschäft gerettet worden sein. Mit einer Drittelung haben sich Hannover Leasing, Real I. S. und WealthCap noch tapfer geschlagen. Jamestown kommt jetzt kräftig zurück. Die Ergo-Tochter Ideenkapital, Macquarie, König & Cie. und Doric sind haben sich aus dem Markt verabschiedet. Heute werden die Erfolgsgeschichten, die es durchaus noch gibt, oft woanders geschrieben. Prokon, Real I.S., IVG, fairvesta, Jamestown, WealthCap, POC, Hannover Leasing, HMW, Aquila, ZBI Zentrale Boden, RWB, Shedlin und Project Fonds stehen mit geringeren Volumina heute auf dem Treppchen. Aber wie Scope-Gründer Florian Schöller auf dem VGF Summit sagte, würde er vier der Top 10 sein eigenes Geld nicht anvertrauen. Auch andere Brancheninsider fragen sich, wie manche TV-Werbeminute finanziert wird.

Über alle Beteiligungsmodelle betrachtet, ist seit 2007 der Leverage von 45% auf 40% gesunken. Der Altersdurchschnitt der Fondszeichner nimmt zu. Nachwuchs fehlt. Die durchschnittliche Zeichnungssumme reduzierte sich leicht von 30 300 Euro auf 29 900 Euro. Der Bankenanteil an der Platzierung hat sich von 43,1% seit 2007 auf 23,7% halbiert. 774 von 1 059 Beteiligungen haben bei Berücksichtigung einer Toleranz von +/- 5% im Verlauf unter Prospekt ausgezahlt. 201 Fonds zahlten prospektgemäß in der Toleranz. Mit 84 Fonds konnte weniger als ein Zehntel mehr als die prospektierten Werte zahlen. 393 Fonds konnten den vereinbarten Tilgungsdienst nicht einhalten. Mit einem Absturz um 95% vom Peak in 2007 bis heute sind Schiffe die großen Verlierer. Hier droht aus PLATOW-Sicht für die Anleger noch Ungemach. Vor Mitte 2014 sieht trotz Kapazitätsabbau kaum jemand eine echte Erholung. Damoklesschwert bleiben bei den überlebenden Fonds die Verkaufserlöse, die heute noch oft auf Schrott-Niveau liegen. Nach Angaben von Deutsche Fonds Research sind 266 Schiffsfonds in der Sanierung. Laut Maersk-Chef Sören Skou werden in den kommenden drei Jahren für die Schiffsbranche insgesamt 500 Insolvenzen erwartet.

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