Geschlossene Fonds weiter im Tief

Nahezu gleichzeitig legten in der vergangenen Woche der VGF Verband Geschlossene Fonds die Platzierungszahlen der Mitglieder für das zweite Quartal 2012 und Scope Analysis den Geschäftsklimaindex für geschlossene Fonds für das erste Halbjahr vor.

Das Anlegerschutzverbesserungsgesetz und die anschließende Vorlage des Gesetzesentwurfs zur Umsetzung der AIFM-Regelungen haben den Absatz nahezu zum Erliegen gebracht. Ohne die Deutsche Bank läuft bei großen Immobilienfonds kaum noch etwas, war der Tenor unserer Hintergrundgespräche (vgl. PLATOW vom 5.7.). Dabei sehen die Zahlen speziell für Immobilienfonds gar nicht mal schlecht aus. Natürlich ist das Zahlenwerk immer noch Welten vom Jahr 2008 entfernt. Gleichwohl bedeuten die 796,5 Mio. Eigenkapital, die die VGF-Mitglieder im zweiten Quartal platzierten, immerhin ein Wachstum von rund 4% im Vergleich zum Vorjahr.

Stärkste Gruppe bleiben mit 416 Mio. Euro Eigenkapital die Immobilienfonds, bei denen sowohl deutsche Immobilien als auch ausländische Objekte gegenüber dem Vorjahr deutlich zulegen konnten. Davon gingen 258,3 Mio. Euro nach Deutschland und 157,5 Mio. Euro ins Ausland. Zuletzt bedeutungslose Windenergiefonds erlebten im Q2 mit 157,2 Mio. Euro Eigenkapitalplatzierung ein furioses Comeback. Dafür wurden die Anleger in Solarfonds weiter verunsichert, die mit knapp 29 Mio. Euro Eigenkapital gegenüber den Vorjahren drittelten bzw. halbierten. Immobilien und erneuerbare Energien machten alleine 82% aller Investitionen dieses Quartals aus. Auch Private Equity-Fonds, die sich 2010 und 2011 mit um die 70 Mio. Euro recht gut erholt hatten, gaben mit nur 15,9 Mio. Euro deutlich nach. Die übrigen Segmente sind trostlos.

Im einstigen Milliardensegment Schiffe konnten noch nicht einmal 6 Mio. Euro neu platziert werden. Dazu kommen noch knapp 25 Mio. Euro unfreiwillige Kapitalerhöhungen zur Fondsrettung. Dafür entdecken immer mehr institutionelle Anleger den geschlossenen Fonds als Investitionsvehikel. 237 Mio. Euro haben institutionelle Anleger im zweiten Quartal in geschlossene Fonds investiert. VGF-Geschäftsführer Eric Romba sieht in dem wachsenden Anteil institutioneller Investoren am Platzierungsvolumen die Bestätigung dafür, dass sich die Fondsunternehmen zu Assetmanagern mit Strukturierungskompetenz wandeln.

Ein deutlich schlechteres Bild als das Zahlenwerk des VGF zeichnet der Geschäftsklimaindex geschlossener Fonds von Scope. Hier ist der Tiefpunkt der vergangenen zehn Jahre erreicht. Während die Stimmung der Initiatoren, die von den aktuellen Regulierungsbemühungen noch weitgehend verschont worden waren, zwar abstürzte, aber immerhin noch einen schwachen Wert deutlich oberhalb des Krisenjahres 2009 halten konnte, brach der Stimmungseinbruch der Vermittler, die schon den letzten Regulierungen meist hilflos gegenüberstehen, alle Rekorde. Hier ging es mit 101 Punkten noch weit unter den absoluten Krisen-Tiefpunkt aus dem ersten Halbjahr 2009 bergab. Entsprechend erreichte auch der Durchschnittsklimaindex das historische Tief der vergangenen zehn Jahre.

Von Zuversicht sei keine Spur im Markt für geschlossene Fonds, berichtet denn auch Scope. Der Geschäftsklimaindex ist gegenüber dem Jahresanfang von 150 auf 116 Punkte gefallen. Wirtschaftliche und regulatorische Hemmnisse setzen der Branche zu. Auch große und etablierte Anbieter bezeichnen ihre Geschäftslage nur noch als befriedigend. Insbesondere die Frage nach der allgemeinen Situation in der Branche spiegelt die schlechte Stimmung. Im Ergebnis wird mit einem weiteren Einbruch des Platzierungsvolumens über alle Segmente auf unter 5 Mrd. Euro gerechnet. Das Publikumsgeschäft macht besondere Probleme. Inwieweit hier eine Marktbereinigung, die oftmals als Hoffnungsträger angeführt wird, stattfindet oder lediglich eine Oligopolsituation bei Initiatoren offener und geschlossener Immobilienfonds gesetzlich zementiert wird, bleibt aus unserer Sicht offen.

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