Übernahmen bieten 2011 die größten Chancen

Das noch junge Aktienjahr hielt für Anleger schon einige Überraschungen bereit, einen klaren Trend signalisieren die Märkte allerdings noch nicht. So markierte der DAX nach einigen schwachen Tagen zu Beginn bei rund 7 140 Punkten den höchsten Stand seit Mitte 2008. Die Finanzkrise scheint zumindest beim deutschen Leitindex ausgestanden zu sein.

Auch die Aktientitel aus der zweiten deutschen Börsenliga setzten den Aufwärtstrend aus dem letzten Quartal 2010 zunächst unbeirrt fort. Der Mittelwerteindex MDAX erreichte bei etwa 10 400 ebenfalls den höchsten Stand der vergangenen 30 Monate. Die nervöse Konsolidierung der Tage nach den neuen Hochpunkten zeigt aber sehr deutlich, dass der Weg nach oben nicht ohne Risiken ist. Die Bremspolitik der chinesischen Führung, die ein Überhitzen der eigenen Wirtschaft sowie eine höhere Inflation vermeiden will, hinterließ auch hierzulande ihre Spuren am Aktienmarkt. Zudem ist die einstige Weltwirtschaftslokomotive USA immer noch die große Unbekannte, dazu kommen die immer wieder aufflammenden Probleme an der Euro-Peripherie.

Meist kommt es anders, als alle denken!

Dennoch scheinen sich trotz der sehr unterschiedlichen Jahresprognosen der Banken zum Jahreswechsel zwei Erwartungen unter den professionellen Anlegern besonders etabliert zu haben. Ein Teil der Marktteilnehmer erwartet ein gutes erstes Halbjahr bis zum Ende des Hochpunktes der Dividendensaison und ein schwieriges bzw. negatives zweites Halbjahr. Eine alte Börsenweisheit („Sell in may and go away …“) könnte sich nach dieser Einschätzung als goldrichtig erweisen. Allerdings war diese „Strategie“ bereits in den vergangenen zwei Jahren falsch, vielmehr hätten diese Investoren einen relevanten Teil der Rally verpasst.

Auf der anderen Seite sind die Optimisten wieder zu einer lautstarken Gruppe geworden. Ein DAX-Jahresendziel von 8 000 oder 9 000 Punkten scheinen sich bereits zahlreiche Akteure auszumalen. Damit würde der Leitindex die früheren Allzeithochs zumindest nominal angreifen bzw. klar überschreiten. Als Argument wird vor allem die moderate Bewertung der europäischen und insbesondere der deutschen Titel angeführt. Zudem seien Aktien deutlich attraktiver als Anleihen, eine Aussage, der wir grundsätzlich zustimmen können. Ob diese allerdings ausreicht, um neue Höhen zu erklimmen, bleibt fraglich. Denn ein Absturz der Anleihemärkte hat meist auch negative Auswirkungen auf andere Märkte. Beim Anleihecrash 1994 schwappte die Nervosität auf die Aktienmärkte über, ein recht volatiles DAX-Jahr endete damals etwa auf dem Jahresanfangsniveau.

Glücklicherweise gibt es neben Meinungen und Erwartungen auch noch harte Fundamental-Fakten, an denen sich Anleger orientieren können. Zu diesen zählen wir beispielsweise eine Dividendenzahlung auf dem eigenen Depotkonto. Die hohen Gewinne des abgelaufenen Geschäftsjahres werden sich wenigstens in Deutschland in hohen Ausschüttungen der Unternehmen bemerkbar machen. Diese Gesellschaften bieten den Anlegern zumindest ein gewisses Maß an Sicherheit. Wir haben für Sie auf Seite 6 einige interessante Dividendentitel aus der zweiten Reihe aufbereitet.

Hohe Unternehmensliquidität – Treiber für neue Übernahmeversuche

Doch neben Ausschüttungen dürften 2011 die Cashreserven der Unternehmen für eine neue Übernahmewelle sorgen. Den Startschuss hatten im vergangenen Jahr bereits Dell und Hewlett Packard mit dem Übernahmekampf um den Storage-Spezialisten 3Par eingeläutet. Da insbesondere die Unternehmen aus dem US-Technologiesektor keine Dividenden ausschütten und daher auf erheblichen Cashreserven sitzen (z. B. Apple mit rund 40 Mrd. US-Dollar), dürfte diese Branche noch zahlreiche Gelegenheiten bieten, mit den richtigen Unternehmen hohe Kursgewinne einzuheimsen. Selbst die deutsche SAP gilt immer wieder als ein Ziel von Aufkäufern. Zu den Aktiven am Markt zählen wir neben den drei genannten noch Google und Microsoft. Als besonders interessant gelten Unternehmen aus den Bereichen lokale Webdienste, wie beispielsweise Local.com oder der Trend zum Cloud Computing.

In anderen Sektoren fördern vor allem die krisenbedingt schlankeren Strukturen der Unternehmen M&A-Aktivitäten. Viele Firmen können auf Grund der umgesetzten Sparmaßnahmen ihre Gewinne kaum noch durch Kostenreduktionen steigern. Wenn nun die konjunkturelle Dynamik nachlässt, bleibt ein Zukauf eine gute Wachstumsalternative. Als interessanten Sektor sehen wir hier insbesondere die Pharmabranche. Hier sollten kleinere Wettbewerber wie der Generika-Spezialist Stada oder innovative Biotechunternehmen wie die süddeutsche Morphosys für Käufer interessant sein. Auch im Goldsektor sollten die Übernahmeaktivitäten in diesem Jahr zunehmen. Die großen Goldförderer sichern sich neue Vorkommen und Reserven oft durch den Kauf von Wettbewerbern oder kleinen Junior-Explorern, die bereits Vorkommen entdeckt haben. Die Goldpreisrally hat bei vielen Branchenplayern für ein dickes Cash-Polster gesorgt, das das Management nun strategisch klug ausgeben sollte.

Anleger sollten in diesem Zusammenhang aber auch die Emerging Markets nicht vergessen. Zwar bieten die dortigen Märkte immer noch genug Wachstumschancen, so wird für China auch in diesem Jahr ein hohes einstelliges BIP-Wachstum erwartet. Dennoch sind Übernahmen für Schwellenländerkonzerne ein probates Mittel, um sich auch in westlichen Märkten zu etablieren, beispielsweise im Vertrieb. Daneben spielt auch der Zugewinn an technologischem Know-how eine wichtige Rolle. Insbesondere deutsche Technologieführer („Hidden Champions“) aus MDAX und SDAX könnten in den Fokus dieser Aufkäufer geraten.

Nicht zuletzt sollten die Aktivitäten der Private Equity- Industrie nicht unterschätzt werden. Im vergangenen Jahr haben zahlreiche neu aufgelegte Fonds wieder Milliardenbeträge bei Anlegern eingesammelt. Der Druck, dieses Geld nun in Unternehmen zu investieren, wird immer größer.

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