Solarbranche – Kampf um einen Platz an der Sonne

Rote Zahlen, sinkende Marktanteile, Insolvenzen. Es scheint paradox: Während die Bundesregierung mit der Energiewende den Ausbau der erneuerbaren Energien forciert, kämpft die einst so stolze deutsche Solarindustrie ums Überleben.

Gleich reihenweise mussten deutsche Solarunternehmen wie Solar Millenium, Solon, Solarhybrid, Sovello und Sunline Solar den Gang zum Insolvenzrichter antreten. Die ebenfalls insolvente Q-Cells, die zeitweise sogar als DAX-Kandidat galt, wurde jüngst vom koreanischen Mischkonzern Hanwha geschluckt und damit zumindest vorerst gerettet. Die Aktienkurse der deutschen Solarunternehmen sind denn auch ein einziges Trauerspiel und erinnern fatal an den Niedergang des Neuen Markts zu Beginn dieses Jahrtausends.

Innerhalb weniger Jahre ist aus der ehemaligen Vorzeigebranche ein fast hoffnungsloser Sanierungsfall geworden. Von 2007 bis 2011 ist der Anteil Deutschlands an der weltweiten Solarzellenproduktion von 20% auf unter 7% eingebrochen. Subventionskürzungen in Deutschland sowie die staatlich geförderte Billig-Konkurrenz aus China machen den deutschen Herstellern das Leben schwer. Zudem hat es die in einem Subventionsbiotop aufgewachsene deutsche Solarbranche schlicht verschlafen, sich durch Innovationen und deutlich effizientere Produkte einen Wettbewerbsvorsprung zu verschaffen. So schnellte im gleichen Zeitraum der Weltmarktanteil der chinesischen Solarunternehmen von 15% auf 57% nach oben.

Brüssel wird die Solarindustrie nicht retten

Auf Betreiben des Branchenverbands EU ProSun sowie von 24 Solarfirmen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern hat die EU-Kommission kürzlich ein Wettbewerbsverfahren gegen China eingeleitet. Brüssel will nun prüfen, ob die chinesischen Hersteller ihre Solarmodule zu Dumpingpreisen auf den europäischen Markt werfen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte die EU Strafzölle erheben. Die Chinesen reagierten vergrätzt und drohen nun ihrerseits mit einem Handelskrieg gegen die EU. Viel spricht denn auch dafür, dass das Verfahren mit einem politischen Kuhhandel enden wird. Denn die bei der Bekämpfung der Euro-Schuldenkrise auf das Wohlwollen Chinas angewiesenen europäischen Regierungen können einen Handelskrieg mit Peking schlicht nicht gebrauchen. Kanzlerin Angela Merkel ließ denn auch schon durchblicken, dass sie von Strafzöllen nicht sonderlich viel hält. Bei ihrer jüngsten China-Visite warb die Kanzlerin vielmehr für eine Verhandlungslösung.

Attraktive Renditen für Solarpark-Betreiber

Während die Solarzellen-Hersteller unter verschärften Wettbewerbsbedingungen und gekürzten Einspeisesubventionen leiden, profitieren die Betreiber von Solarparks von den gesunkenen Kosten für die Installation von Solaranlagen. Da die gekappten Einspeisevergütungen immer noch spürbar über den Produktionskosten liegen, garantieren sie den Solarpark-Betreibern weiterhin kontinuierliche Cashflows und attraktive Renditen. Ein Geschäftsmodell, dem sich als eines der ersten Unternehmen auch die Hamburger Beteiligungsgesellschaft Capital Stage verschrieben hat. Das börsennotierte Unternehmen investiert in Solar- und Windparks und ist nach eigenen Anagaben mit einer Leistung von insgesamt rund 160 MW Deutschlands größter unabhängiger Solarpark-Betreiber. Dass die Hanseaten über ein gutes Näschen verfügen, bewiesen sie mit dem rechtzeitigen Ausstieg aus ihren Solar-Beteiligungen Conergy und ErSol. Der Verkaufserlös bildete dann den Grundstock für den Einstieg in das Geschäft mit dem Betrieb von Solar- und Windparks.

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