Private Markets im Aufwind
Rendite-Champions wachsen weiter _ Selbst wenn sich inzwischen andere Krisen in den Vordergrund gedrängt haben – auch Corona gibt es noch, wie Moderator Alexander Herbert (Bethmann Bank) am eigenen Leib erfahren musste. Vom Bildschirm herab klang sein Impulsvortrag aber nicht weniger wuchtig:
Private Equity hat sich vom Nischenanbieter zu einer breiten Industrie entwickelt, die neben Buy-outs und Immobilien auch Infrastruktur-Investments, Private Debt und Venture Capital umfasst. Einiges spricht dafür, dass sich das enorme Wachstum des letzten Jahrzehnts sogar noch beschleunigen könnte. „PE ist Transition Capital, eine Partnerschaft auf Zeit, während sich Unternehmen an neue Herausforderungen anpassen“, so Herbert. Klassische PE-Stärken wie Risikomanagement und Wertschöpfung durch operative Verbesserungen seien für die Wirtschaft wichtiger denn je. Dazu mache die Inflation Sachwerte noch interessanter.
Der enorme Investitionsbedarf für Infrastruktur dürfte den privaten Kapitalgebern ebenfalls in die Karten spielen. Dieter Seitz, Geschäftsführer von LHI Capital Management, hatte Praxisbeispiele mitgebracht: Erneuerbare Energien als „sehr etablierte Assetklasse“, bei der man sich – anders als derzeit bei Immobilien – auch auf eine starke Nachfrage verlassen könne. Grüne Energie-Investments bietet LHI sogar schon per Impact-Fonds nach den strengen EU-Taxonomieregeln an .
Privatanleger im Visier
Einen für die Branche zentralen Punkt sprach Moritz von Rhein (Liqid Asset Management) an: Die meisten großen PE-Häuser arbeiten daran, künftig nicht mehr nur Großinvestoren- und institutionelle Gelder einzuwerben, sondern auch die enormen Mittel, die Privatanleger aus aller Welt gerne rentierlich unterbringen würden. Auch wenn die Regulierungsbehörden damit wohl endgültig gezwungen wären, die Private Markets an die Kandare zu nehmen, wie es SEC-Chef Gary Gensler bereits angekündigt hat – das immense Wachstumspotenzial scheint es der Branche wert zu sein.
In der anschließenden Paneldiskussion, zu der auch Kurt Neuwirth und Hannes Ressel stießen, wurden dann etliche über den Tag ausgelegte Fäden zusammengeführt. Der Mainstream, dem man bisher folgen konnte, verschwindet. Wer Geld verdienen will, muss seine Investment-Optionen bis ins Detail prüfen und verstehen. Diversifikation ist zentral, Selektion ebenfalls – so das Fazit mehrerer Redner. Mehr Resilienz, aber eben auch höhere Kosten entstehen derweil durch den ESG-Trend; „Nachhaltigkeit ist die nächste Stufe der Regulierung, das wird auch so bleiben“ (Seitz). Immerhin in einem Punkt kann man sich also sicher sein: Einfacher wird es fürs Erste nicht.
Foto: V.l.n.r.: Moritz von Rhein, LIQID Asset Management, Hannes Ressel, Next Generation Invest, Kurt Neuwirth, Neuwirth Finance, Dieter Seitz, LHI Capital Management. Copyright: dfv Euro Finance Group Gmbh, Jose Poblete.
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