Covid – Wann lenkt China ein?
Dem Land der Mitte bricht das Wachstum weg – Laut ADB dürfte China 2022 und 2023 zum ersten Mal seit mehr als drei Jahrzehnten langsamer wachsen als die übrigen asiatischen Entwicklungsländer (vgl. PEM v. 29.9.). Die anhaltende Immobilienkrise, eine sich stark eintrübende Weltwirtschaft und eine nicht enden wollende Covid-Pandemie, die mit Xi Jinpings Null-Covid-Strategie zwangsläufig in einem Einbruch des Konsums mündet, machen China das Leben schwer. Da eine wirtschaftliche Erholung Chinas einen willkommenen Lichtblick auch für die restliche Welt darstellen würde, fragen sich nicht nur EM-Investoren, wann die Regierung denn nun endlich von ihrer strikten Null-Covid-Strategie abrückt.
Ein Einlenken scheint zunächst wahrscheinlich, steuerte China in der Vergangenheit sein Wachstum antizyklisch. Wenn, wie z.B. in der Finanzkrise, die Nachfrage aus dem Ausland als Wachstumstreiber wegbrach, reagierte die Regierung mit Infrastrukturprojekten und befeuerte den für das Wachstum so wichtigen Immobiliensektor mit attraktiveren Finanzierungsmöglichkeiten. Infrastrukturprojekte werden auch bereits hochgefahren. Nur die Immobilienbranche kann dieses Mal als Problemlöser nicht herhalten. Nach Jahren aggressivsten Wachstums steht die Branche mit einer viel zu hohen Verschuldung schon jetzt viel zu nah am Abgrund.
Der einzig verbleibende Ausweg wäre die von Investoren herbeigesehnte Lockerung der Null-Covid-Strategie und eine damit einhergehende steigende Nachfrage des heimischen Konsumenten. Tatsächlich fehlt es nicht an Potenzial, sind die Chinesen mit Ersparnissen von 44% vom BIP weltweit führend (OECD-Durchschnitt: 22%). Nicht zu unterschätzen ist jedoch, wie wichtig es für die politische Legitimation der Kommunistischen Partei ist, den Schein der erfolgreichen Staatslenkung aufrecht zu halten. Zwar spielt das Wachstum eine Rolle. Kurzfristig schlimmer jedoch wäre, stellte sich in einer aus dem Ruder laufenden Pandemie heraus, wie schlecht Chinas Gesundheitssystem und Infrastruktur immer noch sind und wie unwirksam die eigenen Vakzine sind. Ein Einlenken ist mindestens bis zum Ende der kalten Wintermonate ausgeschlossen. Auch danach wird die Gesichtswahrung der politischen Führung immer an erster Stelle stehen.
ARTIKEL DIESER AUSGABE
Shimano – Günstig wie lange nicht
Seit Jahresbeginn hat Shimano rd. 30% an Wert verloren – zu viel für diese Qualitätsaktie (165,40 Euro; JP3358000002), bei der wir Ende April mit einem Gewinn von rd. 30% ausgestoppt... mehr
Hisense schürt WM-Fieber
In Deutschland steigt sie sich angesichts des kalten Wetters und eklatanter Menschrechtsverletzungen nur schleppend: die Vorfreude auf die FIFA-Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Weniger... mehr
Japan Tobacco – Stabiler Inflationsschutz
Auch im 1. Hj. (per 30.6.) des laufenden Gj. konnte der Tabakriese Japan Tobacco seine Preissetzungsmacht unter Beweis stellen – der schwache Japanische Yen wirkte zudem stark unterstützend.... mehr
Meituan – Gut gehalten, aber…
Die Aktie des chinesischen Online-Allrounders Meituan (19,43 Euro; KYG596691041) hat die Börsenturbulenzen der vergangenen Wochen und Monaten relativ gut weggesteckt. Die jüngsten Zahlen... mehr
Acer – Zurück auf dem Vormarsch
Die Corona-Krise hat dem Computerhersteller Acer im vergangenen Jahr glänzende Geschäfte beschert – Umsätze und Gewinn zogen kräftig an (vgl. PEM v. 24.3.). Doch mit der Sonderkonjunktur... mehr
Takashimaya Traditionskaufhaus im digitalen Zeitalter
Benannt nach der japanischen Stadt Takashima erfreut sich die Aktie (13,20 Euro; JP3456000003) der vor fast 200 Jahren in Kyôto gegründeten Kaufhauskette Takashimaya größter Beliebtheit:... mehr
Nio bleibt auf Expansionskurs
Der Elektroautobauer Nio geht gänzlich neue Wege. Das in China beheimatete Start-up hat vergangene Woche in Berlin den Markteintritt in Deutschland gefeiert. Zeitgleich erfolgt der Start... mehr
Tokioter Börse sortiert sich neu
Die Börse Tokio reformiert lt. Japan Exchange Group ihren kapitalgewichteten Topix-Index. Bis 2025 scheiden alle Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von unter 10 Mrd. Yen (rd.... mehr
Nissan lässt symbolisch den Rubel rollen
Japans zweitgrößter Autobauer Nissan zieht sich vollständig aus Russland zurück. Seine Beteiligungen gehen an das staatliche Forschungsinstitut NAMI – für einen Rubel. mehr
SMC gelingt der Aufstieg
Als weltweit führender Anbieter von Automatisierungslösungen für die Industrie ist SMC der Aufstieg in den Nikkei gelungen. mehr