China – Eine Frage der Bewertung
Die denkwürdigen Olympischen Sommerspiele in Tokio sind Geschichte. Im Medaillenspiegel gab es an der Spitze bis zuletzt den gewohnten Zweikampf. Lange Zeit sah es danach aus, als würde China diesmal die USA in der Endabrechnung übertrumpfen. Doch auch im dritten Anlauf in Folge hat es nicht geklappt. Nicht nur, dass die USA mit einer Goldmedaille mehr (39) das Rennen gemacht haben, auch in der Breite holten die USA mit insgesamt 113 (China: 88) Medaillen die mit Abstand meisten Auszeichnungen. Für die Volksrepublik ist das Abschneiden in Tokio aus weltpolitischer Sicht zwar kein Beinbruch, doch achtet die Parteiführung in Peking vermehrt auch auf die Stimmung im Land.
Unter der Ägide von Präsident Xi Jinping vollzieht China eine Kehrtwende hin zu „mehr Staat“ und nimmt Abstand von marktwirtschaftlichen Prinzipien. Die Treiber liegen in der langfristigen Agenda der Pekinger Führung, die das Land in einem schwierigen außenpolitischen Umfeld – insbesondere mit Blick auf die USA – stärken will. Zugleich soll einer durch zunehmende Ungleichheit ausgelösten, wachsenden möglichen Unzufriedenheit in der Bevölkerung frühzeitig entgegengewirkt werden. „Durch damit verbundene steigende Regulierungseinflüsse erlebt der chinesische Aktienmarkt derzeit eine Neubewertung“, berichtet uns Volkmar Baur, Economist Macro & Economies im Bereich Research & Investment Strategy bei der Fondsgesellschaft Union Investment. Die in den Ausmaßen für die Marktteilnehmer überraschenden Verschärfungen hätten eindeutig Vertrauen gekostet. Der EM-Aktienmarkt ist zuletzt durch die chinesischen Tech-Unternehmen unter Druck geraten, die sich der zunehmenden Regulierung ausgesetzt sehen.
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