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Internationaler Handel – Runde zwei für Trump?

_ Auch wenn die nächste Präsidentschaftswahl in den USA erst in fast genau einem Jahr stattfindet, scheint es ziemlich wahrscheinlich, dass Donald Trump die Nominierung der Republikaner gewinnen wird. Trotz aller Strafverfahren ist auch nicht ausgeschlossen, dass er ins Weiße Haus zurückkehrt.

Da ist die Frage nach den wirtschaftlichen Konsequenzen für die EM durchaus berechtigt, zumal Trump und seine Berater sich bereits klar positioniert haben. Sie sind unverändert entschlossen, die als Schwäche verstandenen US-Defizite gegenüber dem Ausland zu beseitigen. Das Mittel der Wahl „to make America great again“ sind Importzölle. Trump hat zusammen mit seinem früheren Berater und derzeitigen „Fox News“-Moderator Larry Kudlow kürzlich einen Importzoll von 10% „für alles“ angekündigt. Schon das wäre ein enormer Schritt. Der effektive Zollsatz auf die gesamten US-Importe stieg in Trumps erster Amtszeit von 1,5 auf 3%.

Trumps früherer Handelsbeauftragter Robert Lighthizer geht weiter: Die USA sollten die Importzölle schrittweise solange erhöhen, bis die Handelsbilanz kein nennenswertes Defizit mehr aufweist. Und zumindest in diesem Ziel sind sich die Trumpisten einig, die Defizite sollen verschwinden. Allerdings ist unklar, was dann mit den US-Überschüssen bei den Dienstleistungen und bei den Einkommen passieren sollte. Ebenso bleibt dabei die binnenwirtschaftliche Kehrseite der Defizite im Dunkeln: Das Defizit der US-Leistungsbilanz entspricht dem Überhang der aggregierten Ausgaben von Staat, Unternehmen und privaten Haushalten der USA über deren Einkommen.

Wer soll durch Verzicht auf Investitionen oder Konsum die nötigen Einsparungen von rechnerisch etwa 850 Mrd. Dollar allein in diesem Jahr leisten? Zumal die Rückverlagerung der Wertschöpfung nicht kostenfrei ist: Nach Schätzungen des Peterson-Instituts zahlten die US-Stahlverbraucher (vor allem Auto- und Maschinenbauer) für jeden durch die Stahl-Zölle Trumps geschaffenen Arbeitsplatz in der Stahlindustrie 650 000 Dollar durch die höheren Preise für die Herstellung im Inland.

Daneben würden die USA den Finanzierungsbeitrag des Auslands durch die Reservehaltung in US-Dollar verlieren, die wie ein zinsfreier Kredit an die USA wirkt. Allein die Notenbanken haben in den letzten vier vorliegenden Quartalen rund 150 Mrd. frisch gedruckte Dollar aufgenommen, also den USA praktisch geschenkt.

Für die EM wichtiger ist allerdings, dass bei ausgeglichenen US-Bilanzen die Versorgung mit Dollar, also international einsetzbarer Liquidität, deutlich verknappt und damit verteuert würde. Diese Verteuerung trifft die schwächsten Schuldner am härtesten. Sollte eine Trump-Administration tatsächlich das Ziel des Defizit-Abbaus konsequent verfolgen, werden die Zahlungsausfälle von Emerging Markets drastisch zunehmen weil ihre Exportmöglichkeiten beschränkt und die Finanzierungskosten deutlich steigen werden. mk

Wer risikoaffin ist und auf eine zweite Amtszeit Trumps setzt, kann Short-Positionen auf Emerging Marketse erwägen.

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