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Dt. Börse – Simcorp ist ein guter Deal

Der Markt fällte sein Urteil direkt. Nachdem Dt. Börse am 27.4. die Übernahme von Simcorp, einem Software-Spezialisten für Datenanalyse, verkündet hatte, rutschte die DAX-Aktie (167,05 Euro; DE0005810055) direkt um 10% vom zwei Tage vorher erreichten Allzeithoch (186,35 Euro) ab. Börse-Chef Theodor Weimer, der 2024 in sein letztes Amtsjahr geht (s. PLATOW Brief), rechtfertigte im Club der Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW) am Montag (26.6.) dennoch vehement den Deal.

„Bei der Marge liegt Simcorp unter unserem Niveau. Aber wir glauben daran, dass wir die Marge höher bekommen werden. Wenn es uns gelingt, im Bereich Data & Analytics eine Marge von 35 bis 40% zu erreichen, dann ist das am Ende ein guter Deal“, so Weimer auf PLATOW-Nachfrage. Er verteidigte den Preis von 735 Dänischen Kronen (DKK, rd. 98,70 Euro) je Aktie (723,50 DKK; DK0060495240), der die Dänen mit 3,9 Mrd. Euro bewertet: „Als wir uns das Unternehmen zum ersten Mal angesehen haben, hat eine Aktie rd. 900 DKK gekostet. Der Zeitpunkt war richtig.“

In der Tat passt Simcorp nach den Zukäufen von Axioma (2019/850 Mio. US-Dollar) und ISS (2021/über 2 Mrd. Euro) genau in das Segment Data & Analytics, dessen EBITDA-Marge mit rd. 40% unter der des Konzerns (58,2%) liegt, dessen über 90% wiederkehrende Erlöse aber von 15 auf 24% des Konzernumsatzes steigen sollen. Die EBITDA-Marge von Simcorp ist zwar mit 25% (Umsatz 2022: 561 Mio.; EBITDA: 141 Mio. Euro) schwächer. Allerdings stellt das Unternehmen gerade von Lizenz- auf Mieterlösen (SaaS) in der Cloud um, was in der Anfangsphase Margenpunkte kostet (bei SAP in Walldorf können sie ein Lied davon singen). Nach unseren Berechnungen sinkt die Marge im künftigen Segment Investment Management Solutions zunächst einmal um rd. 700 Basispunkte auf 33,3%; ein Erholungspotenzial in Richtung 35 bis 40%, wie Weimer es andeutet, erscheint uns aber durchaus plausibel.

Bleibt noch die Bewertung: Auf Basis der 2022er-Zahlen zahlen die Frankfurter das 26-Fache des EBITDAs. Klingt nach viel, doch die US-Börse Nasdaq bot vor wenigen Tagen für Adenza sogar das 31-fache EBITDA. Der Bereich Datenanalyse ist einfach heiß. Oder, um es mit Weimer zu sagen: „Datenanbieter passen gut zu Kapitalmarkt-Infrastrukturanbietern.“ Die Strategie stimmt also, der Preis ist vernünftig und der Schuldenabbau, den Weimer für die nächste Zeit ankündigt („wird uns bei unserem hohen Free Cashflow schnell gelingen“), gefällt uns ebenso. kdb

Unser Musterdepotwert Deutsche Börse bleibt damit ein Kauf. Der Stopp liegt unverändert bei 129,90 Euro.

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