Telefónica – Umbau in schwierigen Zeiten
Zu kämpfen hat Vorstandschef José María Álvarez-Pallete aber auch an anderer Front: Das Unternehmen will das Geschäft im spanischsprachigen Teil von Lateinamerika ebenso in eine eigenständige Einheit ausgliedern wie das datengestützte Zusatzgeschäft (Cybersecurity, Internet of Things und Cloud).
Dieser sinnvolle Umbau kostet erst einmal Geld. Im Q4 schrieb der Telekommunikationsgigant daher einen Verlust. Bereinigt um Sonder- und Währungseffekte kletterte der Umsatz 2019 aber um 3,2% auf 48,4 Mrd. Euro, während das operative Ergebnis (OIBDA) nur leicht um 1,9% auf 15,1 Mrd. Euro stieg. Mit Enttäuschung quittierte der Markt v. a. den Ausblick, der eine stagnierende Entwicklung bei diesen beiden Kennziffern vorhersieht. Diese konservative Guidance prügelte die auf Xetra gut handelbare Aktie (4,18 Euro; ES0178430E18) bis auf ein Fünfjahrestief bei 3,53 Euro nach unten, ehe wieder etwas Kaufinteresse aufflammte.
Prinzipiell sind die Pläne zur Neuaufstellung positiv zu bewerten, wenn es Álvarez-Pallete gelingt, die neuen Bereiche gut zu positio-nieren. Die hohe Schuldenlast von 43,3 Mrd. Euro schränkt aber seine Möglichkeiten ein, die neuen Abteilungen über Zukäufe zu stärken. Zudem kämpft Telefónica auf dem Heimatmarkt mit starken Wettbewerbern, die von einigen Entscheidungen der spanischen Wettbewerbshüter begünstigt wurden. In Lateinamerika belastet die drohende wirtschaftliche Schwäche der wichtigsten Märkte Mexiko und Brasilien.
Die Bewertung der Aktie ist nach dem jüngsten deutlichen Kursrutsch zwar sehr attraktiv. Das KGV steht bei niedrigen 7, wobei allerdings die Gewinnschätzungen für 2020 durchaus noch eine Abwärtsrevision erfahren könnten. Bislang verfügen die Spanier zudem über einen guten operativen Cashflow, der eine stabile Dividende von 0,40 Euro und damit eine Rendite von 9,3% ermöglicht. Doch es bleibt unsicher, ob der Umbau gelingt.
Wir raten bei Telefónica daher zum Abwarten, bis die Restrukturierung Früchte trägt.