Pharma

McKesson – Wenig beachteter Gigant

Das Hauptquartier in Texas
Das Hauptquartier in Texas © McKesson

In Deutschland kennen vermutlich nur Menschen mit Wohnort rund um Stuttgart McKesson: Dort sitzt die Europa-Zentrale der US-Amerikaner, seit der Pharma-Logistiker 2014 die deutsche Celesio (früher: Gehe AG) nach einem heftigen Bieterwettstreit mit dem Hedgefonds Elliott erwarb. Aber auch in den USA fliegen die Texaner, obwohl sie mit einem Jahresumsatz von 276 Mrd. US-Dollar das nach Erlösen neuntgrößte Unternehmen sind, weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit. Nicht aber unter dem der Börse, denn die an der NYSE gelistete Aktie (453,00 Dollar; US58155Q1031) hat Mitte Oktober ein Allzeithoch markiert und seit Jahresbeginn rd. 20% zugelegt.

Grund genug, uns den Spezial-Logistiker vor den am Mittwoch (1.11) anstehenden Zahlen zum Q2 (per 30.9.) anzusehen. Die Zahlen werden nach Schätzungen das übliche Bild zeigen: Ein solides Umsatz- (erwartet: +8%) und Gewinnwachstum (erwartet: +1%) bei zwar für die Industrie üblichen mageren Margen (die Bruttomarge beträgt im Schnitt nur 4 bis 5%), aber stetigen, gut vorhersagbaren Cashflows: Der freie Barmittelzufluss liegt Jahr für Jahr bei rd. 4 Mrd. Dollar. Denn McKesson ist in einem von der demografischen Entwicklung begünstigten Wachstumsmarkt mit ganz speziellen Know-how-Kenntnissen unterwegs. Die Texaner beliefern Apotheken, Krankenhäuser und Ärzte, aber auch große US-Ketten wie Walmart und CVS Health mit verschreibungspflichtigen Medikamenten und pharmazeutischen Produkten, von denen nach Schätzungen von US-Behörden heute schon ein Viertel der Bevölkerung mindestens drei oder mehr Präparate pro Monat benötigt – Tendenz steigend. Der GLP 1-Hype um Schlankmacherspritzen wie Wegovy von Novo Nordisk (vgl. PB v. 15.8.) befeuert eben auch Transportunternehmen wie McKesson oder seine Wettbewerber Cardinal Health und Cencora.

Für den Transport dieser „Diven unter den Medikamenten“, der in einem stark regulierten Markt sicher, schnell und oft unter extremen Temperaturbedingungen vonstattengehen muss, fehlt den klassischen Logistikern wie FedEx, UPS oder Deutsche Post schlicht die Expertise. Zudem verfügt McKesson ähnlich wie unser Musterdepotwert Gerresheimer (vgl. PB v. 13.10.) wegen des Fokus der Kunden auf Sicherheit und Qualität über sehr lange Kundenbindungszeiten. Der Burggraben von McKesson ist entsprechend tief und zugleich müssen Anleger für das Papier nicht die hohen Bewertungen der Pharmaspezialisten wie Novo Nordisk bezahlen.

Denn mit einem erwarteten jährlichen Umsatzwachstum von 8% und einer Gewinnausweitung von nur 7% p. a. gilt McKesson nicht als klassischer Growth-Titel. Das reflektiert auch die Bewertung mit einem 2023/24er-KGV von 17 (10J: 19; Industrie-Durchschnitt: 18), das sich seit Jahresbeginn trotz der Kursgewinne (+22%) und dank höherer Gewinnerwartungen (+18%) kaum verändert hat. Im Gegenzug erhalten Anleger aber ein finanziell gesundes Unternehmen (Schuldengrad: 0,6x EBITDA), das im Sommer auch ein letztes Rest-Risiko ausräumen konnte: Die rd. 7,4 Mrd. Dollar, die im Rahmen eines Vergleichs bei den Opioid-Klagen auf McKesson entfallen, können über beinahe zwei Dekaden gestreckt werden und belasten daher die ohnehin sehr gesunde Bilanz nicht über Gebühr. kdb

Trotz der Nähe zum Allzeithoch (465,90 Dollar) halten wir das Kurspotenzial bei McKesson noch nicht für ausgereizt. Steigen Sie mit Stopp bei 331,75 Dollar ein.

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