Droht Deutschland die Abschreibung?
Seit explodierende Gaspreise die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen gefährden, ist häufiger vom Schreckgespenst der Deindustrialisierung zu lesen. Argumente, die dieses Szenario stützen, finden sich schnell: In den USA liegen Industriegaspreise 80% niedriger als in Deutschland und auch beim Industriestrom zahlte Deutschland 2021 (17,81 ct/kWh) fast doppelt so viel wie Frankreich (10,51 ct/kWh). Nach einer Analyse vom Statistischen Bundesamt zählt Deutschland zu den Ländern mit den höchsten Lohnstückkosten im verarbeitenden Gewerbe. Nicht zu vergessen das Thema Steuern: Unter den 38 OECD-Staaten ist Deutschland mit einer Steuer- und Abgabenlast von 48,1% (OECD-Durchschnitt: 34,6%) Vizeweltmeister. Die letzte große Steuerreform gab es im Jahr 2000 unter Gerhard Schröder.
Damit nicht genug. Unter den Industriestaaten steht Deutschland beim Ausbau von Glasfaseranschlüssen an fünftletzter Stelle – noch hinter Mexiko, Chile oder der Türkei. Auch der Fachkräftemangel wird zunehmend zu einem Problem: Der jährliche Schaden wird auf 2% des BIP geschätzt. Im jüngsten ZEW-Standortranking belegt Deutschland nur noch Rang 18 (von 21) – ein Allzeittief. Diese Liste ließe sich beliebig weiterführen. Skeptiker unterschätzen jedoch die Kraft zur Wandlung deutscher Unternehmen. Ist der Druck besonders hoch, beschleunigt sich auch das Tempo hin zu digitaleren, energieeffizienteren Lösungen. Auch ist die Wettbewerbsfähigkeit gerade der kleineren Unternehmen, die oftmals führend in ihrer Nische sind, nicht zu unterschätzen. Laut einer Ifo-Umfrage reichen bereits 51% der Industrieunternehmen höhere Inputkosten erfolgreich an ihre Kunden weiter. Die Auftragsbücher sind gefüllt. Mit ihren hochspezialisierten, nicht selten schwer substituierbaren Produkten haben deutsche Unternehmen schon so manch andere Krise erfolgreich überstanden.
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