Börsengänge 2022

Zum Glück gibt‘s eine IPO-Dürre

Bei den Emissionsberatern der Banken ist das Wehklagen groß. Gab es 2021 in Deutschland immerhin elf Neuemissionen (von Auto1 bis Veganz), herrscht 2022 in der IPO-Statistik der Deutschen Börse Dürre. Mit EV Digital Invest gab es kurz vor der Sommerpause ein einziges mageres IPO im Scale-Segment, das der Online-Immobilienplattform äußerst überschaubare 6 Mio. Euro einbrachte.

Angesichts der deftigen Fee-Gebühren, die globale Investmentbanker bei Börsengängen einstreichen, reißt die IPO-Dürre, die auch europa- und weltweit (mit Ausnahme von China) im 1. Hj. herrschte, natürlich dicke Minuszeichen in die Bilanzen der Banken. Weltweit sank die Zahl der Börsengänge nach einer Untersuchung von EY in den ersten sechs Monaten des Jahres um 46% auf nur noch 630 IPOs. Die für die Gebührenstellung wichtigen Emissionserlöse brachen um 58% auf 95,4 Mrd. US-Dollar ein. Kein Wunder, dass die Branche sich an die bestätigten IPO-Pläne des Sportwagenbauers Porsche klammert, der im September kommen und VW bis zu 80 Mrd. Euro einbringen soll. Die Hoffnung: Läuft Porsche, könnte es noch ein einträglicher IPO-Herbst werden.

Einträglich gilt dabei nicht für alle Seiten. Wer bei allen zwölf deutschen Neuemissionen seit Jahresbeginn 2021 zum Emissionspreis zeichnete, sitzt auf Verlusten von durchschnittlich 40,8%. Bei der Privatplatzierung About You (s. S. 3) sind es sogar -68,5%. Von allen zwölf Neuemissionen weist seit dem Start nur Vantage Towers einen Gewinn aus (+15,9%) – die Vodafone-Tochter ist derzeit neben Katek (+39,4% seit Erstempfehlung in PB v. 11.7.) die einzige laufende PLATOW-Kaufempfehlung für einen IPO der Jahre 2021 und 2022. Natürlich sind erfolgreiche Börsengänge ein Zeichen einer vitalen Wirtschaft. Sie müssen den Unternehmen aber Kapital für Wachstumsinitiativen bringen und sich für Anleger lohnen.

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