Fallstricke datenbasierter Entscheidungen
Wie kann man sich bei der geldpolitischen Entscheidungsfindung auf aktuelle Daten stützen, wenn diese unzuverlässig sind? Diese Frage wird Fed-Chef Jerome Powell ab diesem Freitag (23.8.) beim Notenbanker-Treffen in Jackson Hole sicherlich gestellt bekommen. Denn die überraschend deutliche Revision der vom US-Arbeitsministerium am Mittwoch für die bis März 2024 gemeldeten Beschäftigungszahlen wirft erhebliche Zweifel auf.
Es ist bemerkenswert, dass die im Zeitraum von April 2023 bis März 818.000 weniger neu geschaffenen Stellen – die größte Revision seit 2009 – nicht zu einer stärkeren Reaktion geführt haben. Wir erinnern uns: Ein Zuwachs von nur 114.000 Arbeitsplätzen im Juli (erwartet: 175.000) führte zu erheblichen Turbulenzen. Die jüngste Revision stellt einen deutlich größeren Schlag für die vermeintliche Stärke des US-Arbeitsmarktes dar. Aber wie so oft an den Märkten ist es eine Frage der Interpretation.
Die revidierten Daten sind mehr als fünf Monate alt. Die Veränderungen am Arbeitsmarkt, die bisher nur auf eine moderate Abschwächung hindeuteten, könnten im Rückblick stärker erscheinen als ursprünglich angenommen, da sie von einer niedrigeren Basis ausgehen. Sollten jedoch auch die neueren Daten fehlerhaft sein (worauf einiges hindeutet), ist ihre Aussagekraft für die Zinsentscheidung ohnehin fraglich.
Die Revision offenbart ein viel tiefergehendes Problem: Die Fed ist gezwungen, ihre Zinspolitik auf unzuverlässige Daten zu stützen. Seit der Covid-19-Pandemie sind die Rücklaufquoten bei Umfragen zur Arbeitsmarktlage weltweit relativ niedrig. Gerade bei den vielen kleinen Unternehmen tappt das US-Arbeitsministerium oft im Dunkeln. Neben dem nächsten Arbeitsmarktbericht (6.9.) rücken bis zur Sitzung am 18.9. zudem weitere Daten in den Fokus: Dazu zählen z.B. die erste Revision des US-BIP am 29.8. und am 4.9. der Beige Book-Bericht. Spannend bleibt es an den Märkten damit allemal. kdb
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