Pharma

Novartis muss noch Weichen stellen

Novartis zählt zu den weltgrößten Herstellern von Medikamenten
Novartis zählt zu den weltgrößten Herstellern von Medikamenten © Pixabay

Einen Strauß guter Nachrichten verkündete Novartis am Dienstag (18.7.). Die Q2-Zahlen fielen deutlich besser als erwartet aus, die Guidance wurde erhöht, die Abspaltungspläne für die Generika-Tochter Sandoz laufen nach Plan und ein neues Aktienrückkaufprogramm über 15 Mrd. US-Dollar knüpft nahtlos an das im Juni auslaufende alte Programm an.

Die SIX-Aktie (87,24 CHF; CH0012005267) kletterte nach den Zahlen um bis zu 4%. Erst ein Blick auf die Details verrät, wo bei dem Schweizer Pharmariesen mit Schwerpunkt auf Spezialmedikamenten, Generika, Humanimpfstoffen und rezeptfreien Medikamenten noch Probleme lauern.

Der Umsatz kletterte im Q2 stärker als erwartet um 7% (wb.: +9%) auf 13,6 Mrd. Dollar (Volumen: +14 Prozentpunkte; Preise: -2 PP; Generika-Konkurrenz: -3 PP). Treiber im zentralen Geschäft mit innovativer Medizin (+9%) waren das Herzmittel Entresto (+37% auf 1,5 Mrd. Dollar; 11% des Gesamtumsatzes) und das MS-Medikament Kesimta (Umsatz verdoppelt auf 489 Mio. Dollar); bremsend wirkten sich Generika-Alternativen für das Augenmittel Lucentis (-21%) und das MS-Mittel Gilenya (-52%) aus. Die Generika-Sparte Sandoz, die im Herbst abgespalten und über einen Spin-Off an die Aktionäre abgegeben werden soll (Hauptversammlung: 15.9.; Abspaltung: Beginn Q4), steigerte den Umsatz derweil um 8%, getrieben von einem sehr guten Europa-Geschäft.

In dem vom Unternehmen ins Zentrum gestellten op. Kerngeschäft wurde ein um 9% höheres Ergebnis von 4,7 Mrd. Dollar erzielt, angetrieben von höheren Erlösen und niedrigeren Restrukturierungskosten. Der Nettogewinn kletterte dank der Aktienrückkäufe noch stärker um 37% auf 2,3 Mrd. Dollar oder 1,11 Dollar je Aktie.

Der Umbau, mit dem der aktuelle Verwaltungsratschef Jörg Reinhardt seit 2013 die übertriebene Diversifikation seines Vorgängers Daniel Vasella zurückdreht, wird nach der Sandoz-Abspaltung zwei fokussierte Einzelunternehmen mit höherem Bewertungspotenzial schaffen. Der 2018 angetretene CEO Vasant Narasimhan hat es für das Kerngeschäft trotz Zukäufen von weit über 25 Mrd. Dollar (zuletzt am Montag DTx Pharma für 500 Mio. Dollar) aber nicht geschafft, die Abhängigkeit von wenigen, seit Jahren laufenden Medikamenten wie Entresto zu beenden. Das Herzmittel könnte jetzt in den USA seinen Patentschutz verlieren, was ein Schlag ins Kontor wäre.

Das alles spiegelt sich in eher gedämpften Analystenschätzungen wider: Beim Umsatz werden magere 4% p. a., beim Gewinn je Aktie sogar nur 2% p. a. bis 2025 vorhergesehen. Trotz exzellenter operativer Profitabilität (EBITDA-Marge: rd. 37%) und Kapitalrenditen (ROIC) von um die 15% ist die Aktie nach dem jüngsten Kursanstieg mit einem 2023er-KGV von 18 (historischer Schnitt: 18) daher für uns derzeit fair bewertet. kdb

Wir beobachten Novartis aufmerksam.

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