Nur die Richtung ist klar
Auch längerfristig entwickelt sich die US-Inflation laut der Federal Reserve Bank of Minneapolis rückläufig. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg auf durchschnittlich 8,0% im Jahr 2022 liegt die Inflation im bisherigen Jahresverlauf mit 3,2% deutlich unter der durchschnittlichen Rate von 4,7% im Jahr 2021. Am Donnerstag haben die Einzelhandelsumsätze mit einem Anstieg um 1,0% (erwartet: +0,4%) gezeigt, dass die weniger schnell steigenden Preise den Konsum beflügeln können.
Damit rückt auch der zweite Teil des Fed-Mandats in den Fokus: die Vollbeschäftigung. Der schwache Zuwachs von nur 114.000 neuen Stellen im Juli (Erwartung: 176.000) sowie die um 29.000 Arbeitsplätze nach unten korrigierten Daten für Mai und Juni haben die Rezessionsängste erneut angefacht.
Zudem stieg die Arbeitslosenquote im Juli von 4,1% auf 4,3%, was laut der Sahm-Regel ein Rezessionssignal auslöste (siehe PLATOW Brief vom 9.8.). Die Chancen auf eine Konjunkturabkühlung bleiben daher bestehen. Das GDPNow-Modell der Atlanta Fed prognostiziert für das 3. Quartal ein BIP-Wachstum von 2,9%, das Nowcast der New York Fed von immerhin 2,2%.
Insgesamt sprechen die Daten für eine Fed-Zinssenkung im September. Allerdings hat die Wahrscheinlichkeit eines größeren Schritts aufgrund der immer noch hartnäckigen Inflation abgenommen. Laut CME FedWatch rechnen 62,5% der Marktteilnehmer mit einem kleinen Schritt von 25 Basispunkte. Bis Jahresende erwarten aber 85% Zinssenkungen von mindestens einem Prozentpunkt.
Das preisen 10-jährige US-Anleihen mit einer niedrigeren Rendite von 3,9% (Hoch im April bei 4,7%) bereits ein. Jerome Powell wird beim Notenbanktreffen in Jackson Hole (22. bis 24.8.) Hinweise liefern, wie der Fed-Chef selbst denkt. dog