Ist die Rohstoff-Rally vorbei?
Die Rally bei Rohstoffen und Rohstoffaktien hat sich in den vergangenen Monaten stark abgekühlt. Der Preis für Öl der Sorte Brent notiert mittlerweile gut 45% unter dem Hoch von 2022. Beim Weizen sind es sogar gut 50% unter den Hochs des vergangenen Jahres.
Damit besteht eine seltsame Divergenz zwischen den eigentlich stark korrelierenden Zyklikern und den Rohstoffen. Zyklische Aktien wie BMW oder Mercedes Benz stehen nahe ihrer Allzeithochs, während zyklische Rohstoffe wie Kupfer und Öl bereits eine deutliche wirtschaftliche Abkühlung einpreisen.
Dies spiegelt sich auch in der Positionierung der verschiedenen Akteure wider. Die US-Anlageberater, auch CTAs genannt, sind aktuell im historischen Vergleich extrem stark auf fallende Kurse von Energierohstoffen positioniert. Die CTAs agieren rein pro-zyklisch und sind historisch zu den ungünstigen Zeitpunkten extrem positioniert. Gleichzeitig kündigte die OPEC an, die Ölförderkürzungen, die für 2023 geplant waren, auch für 2024 aufrechtzuerhalten. Saudi-Arabien legte sogar im Alleingang für den Juli noch eine Förderkürzung von 1 Mio. Barrel pro Tag obendrauf.
Auch bei Agrarrohstoffen wetten Spekulanten massiv auf fallende Kurse. Laut dem jüngsten BofA Fund Manager Survey setzt die Mehrheit auf weiter fallende Rohstoffpreise. Dagegen sind die sog. Commercials so stark für steigende Preise positioniert wie zuletzt 2017 – dem Tief der vergangenen Dekade für Agrarrohstoffe. Im Gegensatz zu den CTAs agieren die Commercials, zu denen Produzenten und physische Händler gehören, antizyklisch und liegen durch ihren tiefen Einblick in die Angebots- und Nachfragedynamiken sehr oft richtig. Sollte also die Rezession und damit der deflationäre Druck auf sich warten lassen, werden viele auf dem falschen Fuß erwischt. Rohstoffe und Rohstoffaktien sollten nicht zu früh abgeschrieben werden.
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