Bankensektor

Deutsche vs. Commerz – Welche Bank ist besser?

Beim Blick auf die Performance der DAX-Titel im vergangenen Jahr blieb unser Blick bei den Banken hängen.

Frankfurter Skyline mit der Deutschen Bank und der Commerzbank
Frankfurter Skyline mit der Deutschen Bank und der Commerzbank © CC0

Die Commerzbank (11,31 Euro; DE000CBK1001) schlug 2023 mit einem Kursgewinn von 21,8% den Leitindex (+20,3%) und ließ auch die Deutsche Bank (12,49 Euro; DE0005140008) hinter sich, die lediglich 16,8% zulegte. Gab es hier einen Favoritenwechsel, und wenn ja, ließe der sich begründen?

Zunächst einmal muss betont werden, dass beide Institute wie der gesamte Sektor (s. „Unsere Meinung“ in dieser Ausgabe) natürlich immens von den höheren Leitzinsen profitierten, die die Zinserträge explodieren ließen. Bei der Commerzbank, die wegen des wichtigen Privatkundengeschäfts im Schnitt etwa 70% ihrer insgesamt stagnierenden Erträge aus der Zinsmarge generiert, liegen sie nach neun Monaten 39% über dem Vorjahr.

Bei der v. a. vom Investmentbanking abhängigen Deutschen Bank sorgt das Zinsgeschäft nur für knapp die Hälfte (48%) der seit 2020 leicht steigenden Einnahmen. Mit Blick nach vorne dürfte der positive Schub für die Commerzbank in den kommenden drei Jahren wegen wieder sinkender Leitzinsen auslaufen.

Doch bei einigen anderen wichtigen Kennziffern der Bankenbranche haben die „Gelben“ die „Blauen“ zuletzt abgehängt. Bei den Kosten etwa kommt Commerzbank-Chef Manfred Knof (im Amt seit 1.1.21) deutlich schneller voran als Deutsche-CEO Christian Sewing (seit 8.4.18). Die für die Profitabilität einer Bank entscheidende Cost/Income-Ratio (CIR) konnte Knof von im Schnitt 77% auf zuletzt 56,2% (Q3) senken.

Das für 2027 ausgerufene Ziel von 55% erscheint dabei erreichbar, die erwartete Senkung um 22 Prozentpunkte übertrifft die bisherigen Erfolge von Sewing (10Y-Schnitt: 90%; zuletzt: 72,4%). Zudem wird das Erreichen des für 2025 avisierten Ziels von 62,5% von den Analysten (Konsens: 71,1%) klar bezweifelt. Punktsieger Commerzbank.

Auch bei der harten Kernkapitalquote (CET-1), die wichtig für die künftige Ausschüttungspolitik beider Institute ist, stellen wir eine bemerkenswerte Entwicklung fest: Die Commerzbank (historisch: 13,5%; künftig von Analysten erwartet: 14,8%) hat die Deutsche Bank (historisch: 13,9%; künftig: 13,6%) überflügelt, obwohl sie wegen ihres als risikoärmer eingestuften Geschäfts von den Aufsehern mit einer niedrigeren Mindestquote (CBK: 10,27%; Dt. Bank: 11,13%) belegt ist. Gegenüber ihren jeweiligen Zielwerten für diese Kennziffer haben die „Gelben“ einen Puffer von gut 200 Basispunkten, die „Blauen“ von lediglich 60 Basispunkten.

Aktionäre können sich also auf möglicherweise höhere Ausschüttungen bei der Commerzbank einstellen. Dazu passt, dass Analysten Knof auch zutrauen, eine höhere Eigenkapitalrendite zu erwirtschaften. Historisch waren hier beide Institute schwach (CBK: im Schnitt bei 1,3%; Dt. Bank: 3,7%), künftig wollen beide zweistellige Renditen (CBK: über 11%; Dt. Bank: über 10%) erreichen. Die Analysten haben bei beiden Banken da so ihre Zweifel, trauen der Commerzbank aber mit einem Return on Tangible Equity von 8,6% (Schnitt der Jahre 2023 bis 2025) etwas mehr zu als der Dt. Bank (8,2%). Auch hier gilt: Punktsieger Commerzbank.

Ist die Commerzbank daher eher kaufenswert als die Deutsche Bank? Wir haben bei beiden Finanzhäusern unsere Zweifel. Bei der Commerzbank muss der Aufholprozess auch tatsächlich gelingen (vgl. PB. v. 29.9.23), bei der Deutschen Bank wollen wir eine von Einmalfaktoren unabhängige Aufwärtsentwicklung sehen (vgl. PB v. 27.7.23). Nächste Gelegenheit zur Überprüfung bieten die Jahreszahlen (Dt. Bank: 1.2.; Commerzbank: 15.2.). Wie es besser geht, werden wohl schon die Zahlen der US-Banken (am 12.1. legen JP Morgan, Bank of America, Citigroup und Wells Fargo Zahlen vor) demonstrieren. kdb

Wir warten daher sowohl bei Deutsche Bank als auch bei Commerzbank vorerst weiter ab. 

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